Was für ein Drama! Dreimal Rot bei unglücklichem 0:2

Unsere Jungs haben wirklich alles gegeben, doch am Ende stand ein unglückliches 0:2 des LSK gegen Spitzenreiter Atlas Delmenhorst.

LSK-Trainer Tarek Gibbah konnte überraschend doch vier der fünf Spieler, die vom Erkältungsvirus geplagt wurden, aufbieten. Nico Hübner, Marian Kunze, Wilson Pinto Coelho und Malte Meyer standen in der Startelf, doch man merkte ihnen die Schwächung mehr oder weniger an, besonders Malte – blass im Gesicht – schleppte sich durchs Spiel.

Nico Hübner (r.) quälte sich wie andere erkältete LSK-Spieler durch die Partie. Foto: Charlotte Hoppe

Die Partie begann vor 620 Zuschauern stimmungsvoll. Die wachsende LSK-Supporters-Gruppe und der ambitionierte Atlas-Fanblock lieferten sich lautstarke Gefechte.

Auf dem Platz stellte sich der LSK wie gewohnt erstmal hinten rein. Das führte in der ersten halben Stunde zu deutlicher Delmenhorster Dominanz – ohne ernsthafte Torchancen allerdings. Die hatte aber auch der LSK nicht, zu fehlerhaft das Kombinationsspiel im Mittelfeld.

Umstrittenes Rot für Thinius

Erste Schlüsselszene in der 29. Minute: LSK-Rechtsverteidiger Raphael Thinius liefert sich ein hartes Duell mit einem Atlas-Angreifer am 16er. Schiri Aaron Richter zeigt Thinius die rote Karte. Viele fragten sich: War das nicht ein normaler körperbetonter Zweikampf? Nicht die einzige umstrittene Entscheidung des Referees an diesem Tag.

Und es kam noch schlimmer. Timon Widiker verwandelte den folgenden Freistoß mühelos zum 0:1. Da stimmte einiges nicht in der Abstimmung zwischen Torwart und Mauer.

Da schwante LSK-Vize Manni Nitschke schon: „Wir müssen mit dem 0:1 in die Pause kommen.“ Das klappte. Der dezimierte LSK stemmte sich leidenschaftlich gegen die Atlas-Attacken, zumal die zentrale Abwehr mit Tom Muhlack, Tomek Pauer und auch dem erkälteten Wilson Pinto Coelho wieder in Topform war.

Auch Atlas-Keeper sieht Rot

Schiedsrichter Aaron Richter zückte dreimal die rote Karte. Foto: Charlotte Hoppe

Nach der Pause kam Nick Tappe für den gelbverwarnten LSK-Mittelfeldmann William Monteiro. Der LSK wurde endlich offensiver und es zeigte sich: Die Atlas-Abwehr ist durchaus zu erschüttern. Als dann Gästekeeper Damian Schobert nach einem Foul an Paul Knacke Rot sah (57. Minute), auch das nicht unumstritten, wurde der LSK immer überlegener.

In der 70. Minute kam Jona Prigge für den entkräfteten Malte Meyer. Der eingewechselte Angreifer sorgte trotz starker Erkältung sofort für Torgefahr, brachte die Atlas-Abwehr mehrfach ins Schwitzen. Leider bekam Prigge zu wenig gute Anspiele hinter die Abwehr – der beste LSK-Passspieler, William Monteiro, war ja schon ausgewechselt worden.

Jona Prigge (vorn) brachte sofort nach seiner Einwechslung Schwung und Torgefahr in die LSK-Offensive. Foto: Charlotte Hoppe

Dörr vergibt den Ausgleich

Eine Riesenchance vergab der eingewechselte Tjark Dörr, als er den Ball kurz vor dem Tor nicht einfach reinknallte, sondern weiterspielte, leider unerreichbar. Das hätte der Ausgleich sein müssen!

Der LSK drängte, Atlas stand hinten drin, wankte. In der 87. Minute konnte der starke Alejo Sanchez Romero den unwiderstehlichen Prigge nur durch Foul bremsen. Wieder Rot!

Der LSK, nun sogar in Überzahl, blies zur Schlussoffensive. Der LSK-Fanblock unterstützte leidenschaftlich – der Atlas-Anhang bangte, wurde immer stiller. Doch auch in den fünf Minuten Nachspielzeit keine zwingende LSK-Chance mehr.

Stattdessen in der 95. Minute ein Delmenhorster Konter, Poplawski lief allein auf LSK-Torwart Haris Zlomusica zu, der hatte auf der Torlinie keine Chance. 0:2 – Abpfiff.

Riebau: „Der Platz ist eine Gefahr. Wahnsinn!“

Enttäuschung beim LSK, Erleichterung bei Atlas. Der Spitzenreiter war mit einem blauen Auge davongekommen. So sah es auch der sympathische Atlas-Trainer Key Riebau in der Pressekonferenz: „Über 90 Minuten gesehen war unser Sieg nicht komplett verdient. Der LSK war ein super unangenehmer Gegner, hier werden noch viele Mannschaften Probleme bekommen. Ich bin froh, dass wir in dieser Saison nicht mehr nach Lüneburg müssen.“ Das bezog Riebau auch auf die Platzverhältnisse: „Dieser Platz ist eine Gefahr für die Spieler, man hat keinen Stand, rutscht weg. Man kann auch gar nicht richtig spielen, weil alle flachen Bälle irgendwo hingehen. Wahnsinn!“

Gibbah: „Das tut extrem weh“

LSK-Coach Tarek Gibbah vermeidet einen Kommentar zum Platz, sagt stattdessen: „Ich habe keine gute Laune, weil wir unsere Überlegenheit in der zweiten Halbzeit nicht in Tore umgemünzt haben. Das tut extrem weh.“

Er blickt aber auch gleich positiv nach vorn: „Wir können es jedem Gegner unangenehm machen. Deshalb freue ich mich schon auf das Spiel in Bersenbrück am kommenden Sonntag.“

Die große kämpferische Leistung seiner geschwächten Truppe und die Steigerung nach der Pause geben in der Tat Hoffnung für Bersenbrück. Dann hoffentlich virusfrei und mit dem offensiven Mut der zweiten Halbzeit.

So spielte der LSK: Zlomusica – Thinius, Muhlack, Pinto Coelho, Hübner (84. Dörr) – Pauer, Monteiro (46. Tappe) – Kunze, Perera, Knacke (58. Schmidt) – Meyer (70. Prigge)

Text: Jürgen Poersch