Auf dieses Duell wird’s wieder ankommen: Norderstedts Tormaschine Jan Lüneburg (vorne) gegen Lüneburgs Kampfmaschine Lukas Pägelow. Im Hinspiel lag Lüneburg an der Kette.
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Die Sache ist klar: Der Lüneburger SK muss am kommenden Samstag (14 Uhr) beim Tabellenzweiten Eintracht Norderstedt gewinnen, sonst ist der Abstieg aus der Regionalliga schon am vorletzten Spieltag besiegelt.

Nach der bitteren 0:3-Heimniederlage gegen den Abstiegskonkurrenten FC St. Pauli II ist der Druck enorm. Nur mit Siegen in Norderstedt und am letzten Spieltag daheim gegen Spitzenreiter Phönix Lübeck könnte der LSK den Kopf noch aus der Schlinge ziehen. Könnte, wohlgemerkt, denn gleichzeitig dürften der FC St. Pauli II oder BSV Rehden (Sonntag im direkten Duell) nur noch einen Punkt aus den beiden ausstehenden Partien holen.

„Wir werden alles reinhauen!“

Da muss man schon an ein Wunder glauben, wie es Zweitligist HSV in den vergangenen Wochen vollbracht hat. Noch ist der Glaube da. Ob LSK-Vorstand oder Kapitän Lukas Pägelow – sie haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben. „Wir stehen mit dem Rücken an der Wand. Aber wir werden alles versuchen, alles reinhauen, um Samstag zu gewinnen – egal wie. Dann hätten wir gegen Phönix zumindest ein weiteres Endspiel“, gibt sich der Capitano heute in der Lünepost kämpferisch.

Ausgerechnet jetzt: Alessandro Otte (r.), im Hinspiel bärenstark, muss Samstag wegen Gelb-Rot pausieren.
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Kunze, Otte und Meyer gesperrt

Es wird verdammt schwer. Mit Rechtsaußen Marian Kunze (Gelb-Rot), Innenverteidiger Alessandro Otte (Gelb-Rot) und Torjäger Malte Meyer (5. Gelbe) fehlen dem LSK in Norderstedt drei wichtige Spieler. Zudem sind die Defensivkräfte Daniel Hefele (Leiste) und Michel Oelkers (Oberschenkel) angeschlagen. Mittelfeld-Routinier Stefan Wolk kommt nach Lungenentzündung erst langsam wieder in Schwung. Es wird also nicht einfach für LSK-Teamchef Rainer Zobel und Cheftrainer Qendrim Xhafolli, eine 3-Punkte-Mannschaft auf die Beine zu stellen.

Der kampfstarke LSK-Mittelfeldmann Daniel Hefele (Mitte) droht wie schon am vergangenen Wochenende wegen Leistenbeschwerden auszufallen.
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Immerhin präsentierten sich Torwart Roman Birjukov, Abwehrchef Lukas Pägelow, Innenverteidiger Eliezer Correia Cà sowie Mittelfeld-Stabilisator Erjanik Ghubasaryan zuletzt in guter Form. Mit dem zuletzt ausgeden pfeilschnellen Außen Nico Hübner und Arthur Filimonov, beide zuletzt nur eingewechselt, stehen weitere gute Defensivkräfte parat, wobei Hübner auch eine Option im Problembereich Angriff wäre.

Leistungsträger: Auf Erjanik Ghubasaryan (Mitte) war in dieser Saison immer Verlass. Samstag ist er besonders gefordert.
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Eli Correia Cà (2. v. l.) ist mit seinem vorbildlichen, immer fairen Einsatz eine große Stütze in der LSK-Abwehr. Hinten links Defensiv-Dirigent Stefan Wolk.
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Angriff bleibt das Sorgenkind

Chronisches Kopfzerbrechen bereitet allerdings die LSK-Offensive. Eine Bestandsaufnahme:

  • Top-Torjäger Malte Meyer: gesperrt.
  • Sturmpartner Maximilian Zoch: trotz allen Bemühens noch zu wirkungslos (nur 1 Tor). War als einziger LSK-Akteur bei allen Spielen der Abstiegsrunde dabei.
  • Jonas Seidel: nach vielen Verletzungen noch nicht wieder in der Form des Top-Torjägers, der er 2019/2020 war.
  • Yigit Yagmur: mit seiner Dribbelkunst nur auf dem (rechten) Flügel richtig stark.
  • Abdul Gafar: seit vier Spieltagen verletzt.
  • Neuzugang Valentin Zalli: lange verletzt, nur ein Kurzeinsatz.
  • Neuzugang William Hildebrand: technisch brillant, zeigt aber noch zu wenig Explosivität und Effektivität.
  • Neuzugang Kevin Barajas: glänzt mit intelligenten Pässen, hat aber Defizite bei Schnelligkeit und Durchsetzungskraft.
  • Neuzugang Bibie Njie: nicht mehr im Kader.
Jonas Seidel (Foto) könnte nach dem Ausfall von Malte Meyer eine Alternative im Sturm sein.
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Im Hinspiel hatte Zoch den Sieg auf dem Fuß

Was Hoffnung macht: Im Hinspiel holte der LSK ein 0:0 gegen Norderstedt. Das Spiel litt unter den damals noch schlechten Platzverhältnissen in Neetze (inzwischen exzellent!). In der 81. Minute hatte der LSK sogar eine ganz dicke Chance zum Sieg, doch Maximilian Zoch vergab aus kurzer Distanz.

Immer einsatzfreudig, oft glücklos: LSK-Stürmer Maximilian Zoch (2. v. l.) wäre zu gönnen, dass der Torknoten mal platzt – am besten Samstag in Norderstedt!
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Norderstedt wird professioneller

Was außerdem Hoffnung macht: Norderstedt riss sich zuletzt beim 0:0 gegen HSC Hannover auch keine Beine mehr aus. Da geht der Blick schon nach vorne: Der Klub präsentierte in dieser Woche mit dem 26-jährigen Sportmanagement-Fachmann Finn Spitzer erstmals einen hauptamtlichen Geschäftsführer. Spitzer ist zuvor Co-Trainer beim ehemaligen LSK-Coach Elard Ostermann bei der Bundesliga-U19 von Holstein Kiel gewesen.

Ehrenamtlich sei ein Regionalligist nicht mehr zu führen, hieß es aus dem Norderstedter Präsidium. „Die Verpflichtung von Finn Spitzer ist ein weiterer Weg hin zur Professionalisierung und ein absolut notwendiger Schritt für die kommenden Aufgaben des Vereins“, sagt Präsident Reenald Koch.

Während Norderstedt die Zukunft in der vierten Liga plant, versucht der LSK mit den allerletzten Kräften, den Absturz in die fünfte Liga zu verhindern.

Lüneburg drohen düstere Fußballzeiten

Ein Abstieg wäre bitter für den Lüneburger Fußball, der in der Bedeutungslosigkeit zu versinken droht. Der MTV Treubund hat zum x-ten Mal den Aufstieg in die Oberliga verpasst, Ex-Landesligist Eintracht Lüneburg ist gerade in die Kreisliga abgestiegen, Ex-Landesligist VfL Lüneburg spielt um den Aufstieg – in der 3. Kreisklasse … Wenn jetzt auch noch der LSK fünftklassig wird, sieht es düster in der ehemaligen Fußball-Hochburg Lüneburg aus.

Gibt’s ein Happy End für LSK-Ikone Zobel?

Trainerlegenden auf Abschiedstour: Für Norderstedts Coach Jens Martens (l.) ist am Saisonende ebenso Schluss in der Regionalliga wie für LSK-Teamchef Rainer Zobel.
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Einem wäre es besonders zu wünschen, dass es doch noch mit der Rettung klappt: LSK-Teamchef Rainer Zobel. Dreimal ist er nach Lüneburg gekommen, um dem LSK zu helfen:

  • 1976, als er mit 27 Jahren nach drei Europapokal-Siegen der Landesmeister vom FC Bayern München nach Lüneburg wechselte. Der grandiose Spieler Zobel entfachte einen unglaublichen Fußball- und Zuschauerboom in der Heidemetropole. „LSK – alles klar!“ war das Motto jener Tage. Goldene Zeiten!
  • 1986, als er als Trainer zum LSK zurückkehrte und den Verein in der 3. Liga zweimal vor dem Abstieg rettete. Danach zog der Fußball-Lehrer hinaus in die weite Fußballwelt, feierte Aufstiege und Meisterschaften in der Bundesliga und in vielen Ländern.
  • 2018, als Trainer Achim Otte aus gesundheitlichen Gründen passen musste, half Zobel dem LSK ein drittes Mal. Er schaffte bis heute immer wieder den Klassenerhalt in der Regionalliga. Das ist beileibe keine Selbstverständlichkeit unter den schwierigen Bedingungen in Lüneburg.

Es wäre jammerschade, wenn dieses letzte Kapitel für LSK-Ikone Rainer Zobel mit dem Abstieg enden würde. Der Verein ist diesem sympathischen Mann zu außerordentlichem Dank verpflichtet. Seine Jungs werden noch einmal alles geben, das ist sicher. Sie wollen das Unmögliche schaffen. Und nicht erst seit Katja Epstein (und dem HSV) wissen wir: Wunder gibt es immer wieder.