Noch ist der Lüneburger SK nicht aus der Regionalliga abgestiegen, aber es wird schwer nach der bitteren 0:3-Heimniederlage im Abstiegsduell gegen den FC St. Pauli II – zumal Marian Kunze und Alessandro Otte Gelbrot gesehen haben und am vorletzten Spieltag ebenso ausfallen werden wie Malte Meyer, der sich die fünfte Gelbe Karte einfing.
Viel Kampf und Krampf bekamen die 550 Zuschauer eine knappe halbe Anfangsstunde lang zu sehen. Mit spielerischen Vorteilen für den FC St. Pauli, aber ohne Torchancen auf beiden Seiten. Bis zur 27. Minute. Da verlor LSK-Zehner Kevin Barajas den Ball im Mittelfeld an Paulis Bennet van den Berg, der täuschte zweimal geschickt einen Schuss an und setzt den dritten Versuch flach ins lange Eck. Unhaltbar, 0:1.
Doppelschock: 2 Gegentore in 2 Minuten
Kurz darauf der zweite Schock: Innenverteidiger Lukas Pägelow musste im 16er in den Zweikamp mit Pauli-Angreifer Serhat Imsak. Schiri Felix Bahr sah ein Foul, pfiff Elfmeter. „Das war niemals ein Elfer!”, fand nicht nur Marian Kunze. Den Strafstoß setzte Max Brandt in der 30. Minute cool zum 0:2 in die Maschen.
Erst in der 32. Minute die erste LSK-Chance. Der fleißige, aber meist wirkungslose Maximilian Zoch traf aus spitzem Winkel das Außennetz. Drei Minuten später schon der erste Wechsel beim LSK: Nico Hübner kam auf der linken Außenbahn für Michel Oelkers.
In der 40. Minute noch eine Halbchance für den LSK, als Barajas über das Tor schoss. Die letzte Aktion des US-Boys, der in der Pause nach ausbaufähigem Auftritt von Yigit Yagmur ersetzt wurde.
Die große Show des Aurel Loubongo
Nach dem Wechsel drehte St. Paulis pfeilschneller Dribbelkünstler Aurel Loubongo richtig auf. In der 53. Minute stand er nach einem atemberaubenden Solo allein vor Roman Birkjukov, doch der LSK-Keeper klärte. Zwei Minuten später die nächste gute Chance der Gäste: Brandt schoss, Birjukov hielt. In der 56. Minute verpasste Paulis Serhat Imsak per Kopf knapp das LSK-Tor.
Ein Lebenszeichen des harmlosen LSK-Angriffs in der 60. Minute: Nico Hübner zog aus der Distanz ab, Kiez-Keeper Jesper Heim musste sich ganz lang machen.
Gelb-Rot für Otte und Kunze
Dann brach das Unglück endgültig über den LSK herein. In der 61. Minute sah Abwehrspieler Alessandro Otte wegen wiederholten Foulspiels Gelb-Rot, in der 62. Minute auch noch Außenbahner Marian Kunze. Der hatte dem Schiri eine unbefriedigende Leistung attestiert und dafür Gelb gesehen. „Danach habe ich gar nichts mehr gesagt, und plötzlich zeigt er mir Gelb-Rot“, rätselt Kunze. Heftige Proteste, nutzlos. Jetzt stand der LSK mit neun gegen elf Spieler auf verlorenem Posten.
St. Pauli hatte Chance auf Chance. In der 63. Minute bremste Tomek Pauer den grandiosen Loubongo mit einem beherzten Tackling. Schiri Bahr deutete wieder auf den Elfmeterpunkt. Profi Franz Roggow verwandelte flach und sicher: 0:3.
Damit war das Duell um den Klassenerhalt entschieden. Der LSK stemmte sich in Unterzahl gegen ein Debakel. Das gelang mit viel Einsatz. Am Willen hat es auch heute nicht gelegen, eher an bedenklichen Defiziten im Aufbau- und Angriffsspiel.
Es wurde ganz ruhig im Jahnstadion
In der Schlussviertelstunde war die Stimmung im Jahnstadion gedrückt. Viele gingen vorzeitig. Selbst der Fanblock, der mit Enthusiasmus ins Spiel gegangen war, wurde merklich ruhig. Alle spürten: Hier ist möglicherweise eine Vorentscheidung gefallen. Das Kapitel Regionalliga könnte nach acht Jahren enden.
LSK braucht zwei Wunder gegen die Topteams
Soweit ist es noch nicht. Der LSK spielt am kommenden Samstag beim Tabellenzweiten Eintracht Norderstedt, am letzten Spieltag, 29. Mai, daheim gegen den Spitzenreiter Phönix Lübeck. Zwei harte Nüsse. Der FC St. Pauli trifft am kommenden Wochenende auf BSV Rehden. Beide Vereine haben vier Punkte Vorsprung vor dem LSK. Verliert der LSK in Norderstedt, dann ist er definitiv abgestiegen. Selbst bei einem Unentschieden ist die Rettung wegen des wesentlich schlechteren Torverhältnisses kaum noch möglich.
Der Optimist sagt: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Der Pessimist sagt: Aber auch sie stirbt. Halten wir es mal mit dem Optimisten und hoffen auf ein Doppel-Wunder gegen Norderstedt und Phönix (in Drochtersen hat’s beim 1:0 ja auch geklappt).
So spielte der LSK: Birjukov – Kunze, Correia Cà, Pägelow, Otte, Oelkers (35. Hübner) – Pauer (80. Filimonov), Ghubasaryan (77. Wolk) – Barajas (46. Yagmur) – Meyer, Zoch (56. Seidel)