LSK-Abwehr-Ass Alessandro Otte (r.) fällt gegen Phönix Lübeck wegen einer Corona-Infektion aus. Gute Besserung!
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„Wir brauchen Siege, nur Unentschieden reichen nicht!“ Diese Attacke-Ansage macht LSK-Teamchef Rainer Zobel vor dem Auswärtsspiel bei Phönix Lübeck, das am morgigen Samstag um 14 Uhr auf dem Sportplatz an der Travemünder Allee 69 c angepfiffen wird – auf Kunstrasen.

Mutige Vorgabe von Zobel. Denn immerhin geht es zum Spitzenreiter. Phönix hat alle vier Spiele der Regionalliga-Abstiegsrunde gewonnen: 4:1 in Rehden, 3:0 gegen Jeddeloh, 1:0 beim FC Oberneuland und zuletzt 3:2 gegen HSC Hannover.

Phönix mit Zapel auf Höhenflug

Der Traditionsverein, 1903 gegründet (VfB Lübeck erst 1919), erlebt unter dem neuen Trainer Oliver Zapel derzeit einen Höhenflug. Der ehemalige Drittliga-Coach (u. a. SG Sonnenhof Großaspach, Werder Bremen U23, Fortuna Köln) kam im Winter. Er krempelt den Verein gerade auf links, wie er es zwischen 2012 und 2016 schon beim SV Eichede gemacht hat, als er ein ganzes Dorf in Fußball-Euphorie versetzte und mit seinem Team in die Regionalliga aufstieg.

Nach holprigem Start mit dem 1:2 beim HSV II und der bitteren 1:4-Schlappe im Lokalderby gegen den VfB Lübeck landete der 54-jährige Zapel mit Phönix eine Siegesserie, zu der auch klare Testspiel-Erfolge gegen Landesligist Kilia Kiel (8:0), Oberligist Curslack-Neuengamme (7:0) und Regionalligist Altas Delmenhorst (3:0) gehören. Vor allem das 7:0 gegen Curslack hat Zapel beglückt: „Ein Feuerwerk! Das hat mich umgehauen.“ Der fußballbesessene Phönix-Coach lässt sein Team täglich trainieren, manchmal sogar zweimal am Tag. Offensichtlich mit Erfolg.

Phönix-Trainer Oliver Zapel (Mitte) – hier mit dem ehemaligen LSK-A-Jugend-Trainer Friedhelm Mienert (l.) und dem heutigen FC-Bayern-Coach Julian Nagelsmann – hat den Erfolg zu Phönix Lübeck gebracht.
Foto: Christian Mienert

Auch in Lübeck Platz-Probleme

Dabei sind auch bei Phönix – ähnlich wie beim LSK – die Bedingungen alles andere als ideal. Die Stadt Lübeck hat das Stadion am Buniamshof schon am vorigen Wochenende wegen Unbespielbarkeit gesperrt, sodass die Heimpartie gegen den HSC Hannover auf dem eher beschaulichen Kunstrasenplatz am Flugplatz ausgetragen werden musste. Jetzt gegen den LSK wieder auf Kunstrasen. Zapel nimmt es mit zähneknirschendem Humor: „Deshalb stecken wir den Kopf nicht in den tiefen Sand am Buniamshof.“

Zobel dankt Gymnasium Marienau

So sieht es LSK-Teamchef Zobel auch keinesfalls als Nachteil, dass seine Spieler morgen auf Kunstrasen antreten müssen: „Phönix hat auch nur einmal darauf gespielt.“ Zobel ist außerdem froh, dass seine Mannschaft sich diese Woche optimal vorbereiten konnte: „Das Internatsgymnasium Marienau hat uns kurzfristig erlaubt, dass wir dreimal auf deren Kunstrasenplatz trainieren dürfen. Dafür sind wir wirklich sehr dankbar!“

Die Mannschaft konnte sich also auf das ungewohnte Geläuf einstellen. „Einige Spieler haben schon gebeten, dass wir weniger hart trainieren, weil sie auf Kunstrasen Probleme mit den Waden bekommen haben“, berichtet Zobel.

Mutig nach vorn! LSK-Teamchef Rainer Zobel (stehend) und Cheftrainer Qendrim Xhafolli (vorne) wollen beim Spitzenreiter auf Sieg spielen – in diesem Matchplan könnte auch der genesene Angreifer Abdul Gafar (hinten auf der Auswechselbank) eine Rolle spielen.
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Ohne Otte

Wie ist die personelle Lage beim LSK? „Leider fällt unser Abwehrspieler Alessandro Otte in Lübeck mit Corona aus“, bedauert der Teamchef. Zum Glück haben sich zwei andere Corona-Verdachtsfälle nicht bestätigt. Aus dem 24er-Kader werden neben Otte die langzeitverletzten Valentin Zalli (Schambein) und Constantin Jordanov (Syndesmoseband) fehlen. Ansonsten alle Mann an Bord!

Wie sieht es bei Angreifer Abdul Gafar aus, der in den vergangenen beiden Spielen erst zur Pause eingewechselt wurde? „Er war gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe, fühlte sich unwohl, deshalb hat er jeweils nur eine Halbzeit gespielt. Jetzt ist er wieder fit”, meldet Zobel.

Darf Barajas auf Kunstrasen zaubern?

Auf Kunstrasen kommt Kevin Barajas (l.) bestens zurecht – das hat er schon gezeigt. Kann der US-Neuzugang dem Spiel des LSK morgen kreative Impulse geben?
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Der neue Spielmacher Kevin Barajas, geholt fürs lang vermisste Kreative in der Offensive, kam zuletzt beim 1:1 gegen Norderstedt erst ab der 88. Minute zum Zug. Warum? „Kevins Zweikampfverhalten muss besser werden“, fordert der LSK-Teamchef, „nur wenn er vorne defensiv mitarbeitet, bekommt er Akzeptanz in der Mannschaft. Außerdem spielt er gerne Kurzpässe, aber das ist auf dem schlechten Rasen in Neetze nicht möglich. Wir brauchen keine Schönspielerei, sondern Punkte!“

Nun geht’s morgen auf Kunstrasen – ist Barajas, der in den USA stets auf künstlichem Grün spielte, da eine Option? „Ja”, sagt Zobel, „darüber denken Qendrim Xhafolli und ich natürlich nach.“

Pauer, der Mann für alle Fälle

Tomek Pauer (vorne) ist beim LSK nicht nur der Defensiv-Leader, sondern auch der Mann für die torgefährlichen Momente.
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Manchem Zuschauer war die taktische Ausrichtung zuletzt zu defensiv, muss der LSK in seiner bedenklichen Tabellenlage nicht mehr ins Risiko gehen? Zobel beantwortet das so: „Wir haben derzeit keine Offensivspieler, die Torgefahr verbreiten. Defensive Mittelfeldspieler wie Stefan Wolk, Daniel Hefele oder Tomek Pauer können wir nicht draußen lassen – zumal Tomek torgefährlicher als unsere Angreifer ist.“ Pauers Einsatz ist allerdings noch nicht sicher, weil er sich mit einer Wadenverletzung aus dem Norderstedt-Spiel plagt.

Trotz Kritik am Sturm (Torjäger Malte Meyer wurde zuletzt schon in der Pause ausgewechselt) ist Zobel zuversichtlich, dass der LSK den Klassenerhalt schafft: „Wir haben ein Spiel weniger. Das müssen wir gewinnen und weitere Siege landen!“

Ex-LSKer Kobert stürmt für Phönix

Apropos Sturm: Der LSK trifft morgen auf einen alten Bekannten. Der schnelle Angreifer Michael Kobert (26), der von 2017 bis 2019 zehn Tore in 58 Spielen für den LSK schoss, spielt seit Sommer 2021 bei Phönix und gehört dort zum Stammpersonal. Zuletzt traf er beim 3:0 gegen Jeddeloh.

Michael Kobert (r.) – hier im Zweikampf mit Bastian Stech – spielte 2019 im Trikot von Eintracht Norderstedt gegen den LSK, jetzt stürmt er für Phönix Lübeck.
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Phönix hat zuletzt gewankt

Überragend bei Phönix war aber beim 3:2 gegen HSC Hannover nicht Kobert, sondern Fabian Graudenz. Der 30-jährige ehemalige Drittliga-Profi (u. a. FSV Frankfurt, Energie Cottbus, Alemannia Aachen, Weiche Flensburg) schoss zwei Tore und bereitete zudem den Siegtreffer von Hyseni in der 84. Minute vor. „Fabian war der entscheidende Faktor im Spiel. Das war gut und wichtig. Wir haben nicht alles richtig gemacht, sind ins Wanken geraten und müssen gegen Lüneburg eine bessere Leistung zeigen“, mahnt Phönix-Coach Zapel, „nun liegt es an uns, ob wir es fertigbringen, durch einen weiteren Sieg gegen den LSK den Klassenerhalt schon vor Ostern in trockene Tücher zu bringen.“ Zapel hat allerdings nicht die Topbesetzung am Start: „Die Mannschaft ist nach wie vor dezimiert und es sieht so aus, als würden die fehlenden Kräfte am Samstag nicht wieder zurückkehren.“

Zum Gegner sagt Zapel: „Mit dem LSK erwarten wir eine um die Existenz in der Regionalliga kämpfende, routinierte Mannschaft, die uns alles abverlangen wird und sicherlich auch über den Punkt hinaus um den Sieg fighten wird.“ Darauf kann er sich verlassen beim Duell Zapel gegen Zobel.