Jaaa, da ist das 2:2 für den LSK in der 92. Minute! Torschütze Abdul Gafar (l.) startet durch zum Jubellauf. Die grünen Rehdener sind konsterniert, im Hintergrund jubilieren die LSK-Anhänger.
Foto: HEIMSPIEL.media / Stefan Großmann

Was für ein rauschendes Finale! Im letzten Spiel der Qualifikationsrunde hat Regionalligist Lüneburger SK Hansa ein 2:2 (0:0) gegen den BSV Rehden geholt. 315 Zuschauerinnen und Zuschauer sahen die heiß umkämpfte Partie im Neetzer Jahnstadion. Ab der 42. Minute musste der LSK in Unterzahl spielen, der Ausgleich fiel erst in der 92. Minute.

Es war ein ebenso dramatischer wie fröhlicher Jahresabschluss im Jahnstadion. LSK-Stadionsprecher Henning „Juri“ Juhre heizte den Zuschauern schon vor dem Anpfiff ordentlich ein. Er spielte die Lieblingssongs, die sich LSK-Fans zuvor per Facebook wünschen konnten. Das reichte von „Gute Freunde kann niemand trennen“ und „Fußball ist unser Leben“ über „Alles wird gut“ von Kummer bis zu „Hansestadt Rock’n’Roll“ der Lüneburger Punktband Exat – und das machte mächtig Laune.

Zum Fußball-Krimi gegen Rehden: LSK-Teamchef Rainer Zobel und Trainer Qendrim Xhafolli hatten bis auf den verletzten Jonas Seidel (Meniskus-Operation) alle Mann an Deck. Alessandro Otte, Michel Oelkers und Abdul Gafar blieben zunächst draußen, sollten später aber noch eine wichtige Rolle spielen.

Die Partie begann schon hektisch. In der 5. Minute ein ungeschicktes Foul von LSK-Außenbahnspieler Arthur Filimonov an Rehdens Julijan Popovic. Von hinten im 16er, durchaus elfmeterverdächtig. Glück für den LSK, dass Schiedsrichter Jost Steenken nicht pfiff – nicht seine einzige umstrittene Entscheidung an diesem Tag.

Wenig später die erste LSK-Chance, als Nico Hübner von rechts fein auf Tomek Pauer passte, doch der aus zehn Metern am Tor vorbeischoss. Hübner fiel in der 22. Minute noch einmal positiv auf, als er aus 18 Metern vehement abzog, doch BSV-Keeper Maciej Czyzniewski mit Mühe zur Ecke klären konnte. Ansonsten leistete sich der LSK im ersten Durchgang zu viele Fehlpässe, vor allem Daniel Hefele hatte man schon stärker gesehen. Rehden ließ den Ball gefällig durchs Mittelfeld laufen. Nur: Torgefährliches kam dabei kaum heraus.

Gelb-Rot für Correia Cà – „Jetzt alle für Eli!“

Die LSK-Defensive mit Marian Kunze (v. l.), Daniel Hefele, dem starken Stefan Wolk und Eli Correia Cà stand vor der Pause felsenfest.
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LSK-Abwehr-Ass Eliezer Correia Cà (r.) lieferte sich rassige Zweikämpfe mit dem besten BSV-Angreifer Kevin Coleman.
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Am bedrohlichsten für die sichere LSK-Abwehr wurde es, wenn der schnelle und trickreiche Rechtsaußen Kevin Coleman aufzog. Dann hatte LSK-Linksverteidiger Eli Correia Cà seine liebe Mühe, hielt den quirligen US-Boy aber gut in Schach. In der 34. Minute konnte er ihn nur durch harmloses Foul bremsen, sah dafür Gelb. Eine Karte mit Spätfolgen. Denn in der 42. Minute stoppte er seinen Gegenspieler an der Mittellinie mit robustem Körpereinsatz. Schiri Steenken sah wieder ein gelbwürdiges Vergehen. Gelb-Rot für Eli, der sein Unglück kaum fassen konnte.

Schiedsrichter Jost Steenken zeigt Eli Correia Cà (Nr. 5) in der 42. Minute die Gelb-Rote Karte. Der Verteidiger und sein Mitspieler Erjanik Ghubasaryan (Nr. 22) protestieren vergeblich.
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Eli ist nach Gelb-Rot zu Tode betrübt, musste danach lange getröstet werden. Auch Tomek Pauer kann an der Entscheidung nichts mehr ändern.
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In Unterzahl 1:0 in Führung! Fans toben!

LSK-Leader Tomek Power fasste sich nach der Gelb-Roten Karte zu so einem frühen Zeitpunkt als Erster: „Jetzt alle für Eli!“, feuerte er seine Mitspieler an.

Mit genau diesem Spirit kam der LSK aus der Halbzeitpause. 50. Minute: Malte Meyer spielte Marian Kunze großartig auf dem Flügel frei, Kunze flankte präzise, am zweiten Pfosten stand Tomek Pauer blank und schoss die Kugel in die Maschen. 1:0! Spieler, Trainer und Fans waren aus dem Häuschen. Die Führung mit nur zehn Spielern. Wahnsinn!

Gleich ist er drin! Tomek Pauer (hinten) hat abgezogen, Popovic (Nr. 17), Torwart Czicniewski und Becken (Nr. 31) können das 1:0 für den LSK nicht mehr verhindern.
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Marian Kunze (vorne) machte nach dem Wechsel, als er endlich weiter vorne spielen durfte, richtig Alarm auf dem rechten Flügel, bereitete das 1:0 vor.
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Doppelschock: 1:1 und 1:2 für Rehden

Doch dann die eiskalte Doppel-Dusche: Rehdens Top-Torjäger Kamer Krasniqi setzte sich im Pressschlag (mit gestrecktem Bein?) gegen Arthur Filimonov durch. 1:1 in der 60. Minute. Die LSK-Proteste ließen Schiri Steenken kalt, der Treffer galt. Filimonov musste danach verletzt ausgewechselt werden, für ihn kam Michel Oelkers, der sofort im Spiel war und mit seinen klugen Pässen gute Impulse nach vorn gab.

Der verletzte Arthur Filimonov wird nach dem 1:1 von seinem Mitspieler Abdul Gafar und Athletiktrainer Gregor Trowitzsch (r.) vom Feld geführt.
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Gelb für Xhafolli, Rot für Zobel

Fragwürdige Schiedsrichter-Entscheidungen machten LSK-Trainer Qendrim Xhafolli so sauer, dass er Gelb von Steenken bekam. In der 92. Minute sah LSK-Teamchef Rainer Zobel sogar die Rote Karte vom Referee, wegen Beleidigung.
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In der 65. Minute der nächste Schock: Trotz vorherigem Foul an LSK-Abwehrspieler Erjanik Ghubasaryan entschied Schiedsrichter Steenken auf Ecke für Rehden. Der Ball kam hoch rein, hinten stand Pierre Becken frei und schoss zum 1:2 ein. Wieder heftige Proteste, wieder zwecklos.

Auf den Rängen gingen viele Köpfe nach unten. Nicht aber auf dem Rasen. Der LSK antwortete mit wütenden Angriffen, zog in Unterzahl ein Powerplay auf. Es brannte lichterloh im BSV-16er. Malte Meyer wurde in der 75. Minute an der Strafraumlinie von zwei Rehdenern zu Fall gebracht. Des Schiris Pfeife aber blieb stumm. Steenken zog sich mit seinen eigenwilligen Entscheidungen mehr und mehr den Unmut der Lüneburger zu.

Zobel und Xhafolli wechselten: Erst kam Alessandro Otte für Hefele, später Abdul Gafar für Hübner. Otte brachte der LSK-Defensive zusätzliche Stabilität. Und vorne drehte der wieselflinke und trickreiche Gafar richtig auf.

In der 80. Minute nach einem Konter beinahe der K.o. für den LSK, doch Rehden vergab die Riesenchance zur Entscheidung.

Im Gegenzug fast der Ausgleich durch Gafar, doch der BSV-Keeper wehrte seinen Schuss von halbrechts mit dem Bein ab. Die Fans spürten: Da geht noch was. „LSK! LSK!“, schallte es durchs Jahnstadion. Und die Spieler glaubten bis zur letzten Minute an sich, rannten, fighteten, gewannen die meisten Zweikämpfe, trieben das Spiel immer wieder nach vorn.

In der 84. Minute scheiterte Malte Meyer aus kurzer Distanz am Pfosten. Was für ein Pech!

Zwei Minuten später war Rehdens Josip Tomic schon am erneut überzeugenden LSK-Torhüter Roman Birjukov vorbei, doch Alessandro Otte rettete seinen Hackenschuss auf der Linie. Was für ein Glück!

Meyer auf Gafar: 2:2 kurz vorm Abpfiff!

Malte Meyer (Mitte) spielte geniale Pässe vor dem 1:0 und 2:2 (Foto). Er zeigte, dass er nicht nur der beste Torschütze, sondern zugleich der beste Anspieler des LSK ist.
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Dann die zweite Minute der Nachspielzeit. Wiederum Malte Meyer servierte Abdul Gafar einen Zauberpass in den 16er. Das 20-jährige Großtalent verlud die gesamte BSV-Abwehr mit Körpertäuschung und knallte den Ball aus zwölf Metern hoch ins Tor. Unhaltbar. 2:2! Mit zehn Mann! Das Jahnstadion eskalierte! Kurz danach Schlusspfiff.

Abdul Gafar (Mitte) hat die gesamte Rehdener Abwehr ausgetanzt und den Ball zum 2:2 in die Maschen geschmettert. Der Rest ist Jubel …
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… alle feiern mit Torschütze Gafar (v. l.): der souveräne Abwehrchef Lukas Pägelow, der starke Joker Alessandro Otte und Erji Ghubasaryan, der wieder eine tolle Leistung im Mittelfeld ablieferte …
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… hinten fallen sie alle übereinander, vorne freut sich Torvorbereiter Malte Meyer mit Athletiktrainer Gregor Trowitzsch. Links trauert Rehdens Ex-Profi Addy Menga.
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Das war eine unglaubliche Energieleistung und erfreuliche offensive Qualität des LSK. Beides macht Hoffnung für die Abstiegsrunde.

Vor den beiden abschließenden Spielen am morgigen Sonntag (VfV Hildesheim – Hannover 96, VfB Oldenburg – HSC Hannover) steht fest: Aus der 10er-Südstaffel gehen der LSK, BSV Rehden, HSC Hannover und FC Oberneuland in die Abstiegsrunde, die am 5./6. März startet.

Wer der fünfte Abstiegsrunden-Teilnehmer aus dem Süden wird, entscheidet sich erst morgen. Falls Hannover 96 II in Hildesheim verliert, steht SSV Jeddeloh in der Meisterrunde und 96 in der Abstiegsrunde. Für den LSK wäre das gut, weil er aus den Jeddeloh-Spielen nur einen Punkt mitnehmen würde, aus den 96-Spielen aber drei. Welche sechs Klubs aus der 11er-Nordstaffel dazukommen, entscheidet sich erst im Februar, wenn dort die letzten beiden Spieltage gelaufen sind.

So spielte der LSK: Birjukov – Kunze, Wolk, Pägelow, Correia Cà – Ghubasaryan, Hefele (66. Otte) – Hübner (78. Gafar), Pauer, Filimonov (64. Oelkers) – Meyer

So, das war’s für dieses Jahr. Der LSK geht jetzt in die Winterpause. Mitte Januar startet das Regionalliga-Team wieder mit dem Training. „Wir fangen früh an, weil wir mögliche Winter-Neuzugänge testen wollen“, sagt Teamchef Rainer Zobel.

Und hier kommt nach dem schönen Jahresabschluss gegen Rehden noch etwas sehr Erfreuliches:

Der LSK ist ins neue Vereinsheim eingezogen

Das neue LSK-Vereinsheim steht vor der Vollendung. Unten ist der LSK schon eingezogen. Die erste Etage wird gewerblich vermietet. Oben ins Sattelgeschoss zieht Bauherr Alexander Diercks mit seinem Unternehmen ein.
Foto: Alexander Diercks

In der Winterpause wird auch das neue LSK-Vereinsheim in der Goseburg endgültig fertiggestellt. Die geplante Eröffnungsfeier Anfang Dezember musste wegen Corona abgeblasen werden. Kabinen, Duschen und Funktionsräume im 400 Quadratmeter großen Erdgeschoss des dreigeschossigen Gebäudes werden schon seit einigen Wochen vom LSK genutzt. Ein Prachtbau, in dem innen die Vereinsfarben Schwarz und Weiß dominieren. Ein ganz neues Lebensgefühl für die LSK-Familie, die seit dem Auszug aus Wilschenbruch im Jahr 2014 heimatlos war.

Was ist noch zu tun? Die LSK-Geschäftsstelle zieht derzeit aus der Wichernstraße in die Goseburg um. Bauherr Alexander Diercks führt im Moment Verhandlungen mit den neuen Vereinswirten sowie mit Mietern für die erste Etage des neuen Geschäfts- und Vereinsgebäudes. Auch Diercks wird mit seinem erfolgreichen Unternehmen Lowcotel von der Wichernstraße ins Obergeschoss in der Goseburg umziehen. Letzte Arbeiten im Außenbereich stehen an, dort ist u. a. ein ökologischer Parkplatz mit E-Ladestation geplant.

Im Frühjahr, wenn’s wärmer wird und Corona hoffentlich eingedämmt ist, wird es in der neuen Heimat des LSK eine große Einweihungsparty mit vielen Gästen geben.

Der LSK wünscht Euch allen eine schöne Vorweihnachtszeit. Bleibt gesund, wir sehen uns im kommenden Jahr wieder!