LSK-Torwart Roman Birjukov, sonst eine der großen Stützen im Team, sah bei drei Gegentreffern nicht gut aus. Kopf hoch, Roman, wir wissen, was wir an Dir haben.
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Das glaubt einem kein Mensch. Regionalligist Lüneburger SK Hansa hat heute Abend im Nachholspiel gegen den Tabellenzweiten Werder Bremen II eine Klasseleistung gezeigt, war über weite Strecken die bessere Mannschaft – und hat 0:5 (0:3) verloren.

Wie kam es bloß zu diesem Ergebnis? Der Reihe nach: Bei den Lüneburgern fehlten der gelb-rot-gesperrte Kapitän und Abwehrchef Lukas Pägelow sowie Defensivspieler Alessandro Otte (Gehirnerschütterung aus dem Delmenhorst-Spiel). Es fiel also die komplette Innenverteidigung aus.

LSK-Teamchef Rainer Zobel und Trainer Qendrim Xhafolli stellten um: Stefan Wolk, eigentlich ein Sechser, und der etatmäßige Linksverteidiger Eliezer Correia Cà ersetzten Pägelow und Otte im Abwehrzentrum. Beide machten ihre Sache ganz hervorragend, gewannen nicht nur fast alle Zweikämpfe, sondern spielten auch kluge Pässe. Ein so durchdachtes Aufbauspiel aus der Defensive hatte man in dieser Saison selten gesehen.

Dieser LSK hat richtig Spaß gemacht!

Überhaupt spielte der LSK von Anfang an selbstbewusst, zweikampfstark und mutig gegen den hohen Favoriten auf. Die Bremer um Ex-Bundesliga-Profi Philipp Bargfrede kamen kaum einmal dazu, ihr Kombinationsspiel aufzuziehen. Was auch daran lag, dass Marian Kunze auf der rechten Abwehrseite gewohnt stark agierte, dass der junge Arthur Filimonov auf der linken Bahn sein bestes Saisonspiel zeigte und dass die Sechser Erjanik Ghubasaryan und Tomek Pauer auf der Doppelsechs alles im Griff hatten. Der LSK kämpfte und kombinierte, dass es eine Freude war!

Slapstick-Tor zum 0:1

Werder mit seinem Top-Torjäger-Duo Tim van de Schepop und Justin Nijnmah kam kaum zu Torchancen. Bis zur 17. Minute. Da nahm das Unheil seinen Lauf. Filimonov spielte einen Rückpass zu LSK-Torwart Roman Birjukov, und der Keeper, der schon so viele herausragende Spiele gezeigt hat, ließ den Ball über den Spann rutschen. Zum Entsetzen der LSK-Spieler und Fans rollte die Kugel über die Linie. Ein Slapstick-Tor. 0:1.

Seidel ins Krankenhaus

Das Pech verfolgte den LSK weiter: In der 24. Minute verletzte sich LSK-Linksaußen Jonas Seidel bei einem Zweikampf so schwer am Knie, dass er ins Krankenhaus gebracht und von Abdul Gafar ersetzt werden musste. Gute Besserung, Jonas!

Damit nicht genug. In der 35. Minute zog Werders Nijnmah einfach mal ab und der Ball rutschte im kurzen Eck, wo Birjukov stand, ins Tor. Auch dieser Schuss schien nicht unhaltbar. Die LSK-Fans rauften sich die Haare. Ihr Team hatte bisher so gut gespielt, große Einsatz- und Spielfreude gezeigt – und nun 0:2.

Doch das war’s noch immer nicht. In der 38. Minute pritschte Birjukov einen Bargfrede-Freistoß, der auf Mann kam, direkt vor die Füße von Marc Schröder, der zum 0:3 einschob. Ein schwarzer Tag für den sonst so famosen und sympathischen LSK-Torwart.

LSK lieferte Werder einen großen Kampf

Dieser Mehrfach-Schock hätte viele andere Teams aus dem Sattel geworfen. Nicht den LSK. Die Spieler trösteten ihren Torwart, fighteten weiter, feuerten sich gegenseitig an, lieferten Werder einen großen Kampf. Mit dem 0:3 ging’s in die Kabine.

Nach dem Wechsel der nächste Tiefschlag. Werder erspielte sich in der 49. Minute die erste echte Torchance, die wiederum Nijnmah mit einem unhaltbaren Flachschuss zum 0:4 abschloss. Sein elfter Saisontreffer!

Fans feuerten LSK bis zum Schluss an

Doch der LSK gab auch jetzt nicht auf. Die Lüneburger berannten das Werder-Tor, erzwangen Eckball um Eckball. Von den Rängen kam trotz des deprimierenden Rückstandes kein böses Wort. Im Gegenteil: Jede gelungene Aktion wurde von den 280 Fans begeistert gefeiert. Es ging auch niemand, denn alle sahen: Dieser LSK macht ein Klassespiel, heute läuft einfach alles gegen uns.

So auch in der 79. Minute, als Torjäger Tim van de Schepop nach der zweiten Werder-Ecke am höchsten sprang und zum 0:5 einköpfte. Sein elftes Saisontor, sodass er die Regionalliga-Torschützenliste nun zusammen mit seinem Vereinskollegen Justin Nijnmah anführt.

Und LSK-Torjäger Malte Meyer? Der rannte und rackerte wie gewohnt, kämpfte um jeden Ball. Zweimal hatte er die Chance, sein zehntes Saisontor zu erzielen. Sein pfiffiger Freistoß-Chipball in der ersten Halbzeit strich nur Zentimeter am Pfosten vorbei, das wäre das 1:1 gewesen. Sein Freistoß in der zweiten Hälfte landete in der Bremer Mauer.

So komisch es klingt: Dieses 0:5 macht Mut

So muss der LSK nach couragierter Leistung ein 0:5 verdauen. Nicht leicht. Doch der erfrischende Auftritt gegen Werder macht eher Mut für die kommenden Spiele, schon am kommenden Sonntag um 14 Uhr daheim gegen den Tabellenletzten FC Oberneuland.

Das alles hört sich, wie gesagt, etwas unglaubwürdig und nach Schönfärberei an. Aber wir versuchen hier auf der LSK-Website, immer die Wahrheit zu schreiben. Nach schlechten Leistungen und kritischen Spielberichten sorgt das auch schon mal für Verdruss bei Spielern und Trainern. Aber heute waren unsere Jungs wirklich gut. Sie haben es sich verdient, dass wir sie am Sonntag gegen Oberneuland wieder kräftig anfeuern. Also: Einmal schütteln und dann auf ein Neues!

So spielte der LSK: Birjukov – Kunze, Correia Cà (59. Jordanov), Wolk, Filimonov – Pauer, Hefele – Hübner (56. Zoch), Pauer (68. Yagmur), Seidel (24. Gafar) – Meyer