Die Rote Karte für Abdul Gafar (Mitte) – hier zusammen mit Eli Correia Cà beim Zoff mit dem Delmenhorster Baloki – war im Hinspiel der Knackpunkt.
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Nach dem Spielausfall gegen Werder Bremen II tritt Regionalligist Lüneburger SK Hansa am kommenden Samstag um 14 Uhr beim Tabellendritten Atlas Delmenhorst an.

Da werden sofort Erinnerungen ans turbulente Hinspiel wach. Der LSK legte furios los, führte zur Pause durch einen Distanzschuss und einen Elfer von Malte Meyer 2:0. Frohlocken auf den Rängen im Jahnstadion. Doch damit war’s schnell vorbei. Kurz nach der Pause leistete sich der übermotivierte LSK-Linksverteidiger Abdul Gafar zum wiederholten Male ein Foul und sah Rot.

Zwei Meyer-Tore reichten nicht

Malte Meyer (2. v. l.) schoss den LSK im Hinspiel gegen Delmenhorst mit 2:0 in Führung.
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Danach fiel der LSK auseinander, zumal sich Stefan Wolk verletzte, nur noch humpelte, aber nicht ersetzt werden konnte, weil das Wechselkontingent bereits ausgeschöpft war. Atlas berannte das LSK-Tor unablässig, verkürzte durch Marek Janssen auf 2:1. Der LSK pfiff auf dem letzten Loch, versuchte, den Sieg ins Ziel zu retten. Vergebens. In der 88. Minute Handspiel von LSK-Youngster Arthur Filimonov im 16er, Elfmeter, 2:2 durch Atlas-Torjäger Mattia Trianni.

Bitter für den LSK: der 2:2-Ausgleich durch einen Elfmeter von Mattia Trianni in der 88. Minute.
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Delmenhorsts bester Stürmer fehlt

Dieser Trianni, erfolgreichster Delmenhorster Stürmer mit vier Saisontreffern, wird allerdings im Rückspiel fehlen. Er sah am vorletzten Spieltag bei der 1:2-Auswärtsniederlage in Hildesheim die Rote Karte (nach Schubser), bekam zwei Spiele Sperre und muss Samstag zuschauen. Mit dabei ist dagegen wieder Atlas-Torhüter Rico Sygo. Auch er hatte in Hildesheim Rot gesehen (Handspiel außerhalb des 16ers), wurde aber nur für ein Spiel gesperrt und steht gegen den LSK wieder im Tor.

Die Delmenhorster haben zuletzt eine starke Serie hingelegt: drei Siege in vier Spielen. 4:0 gegen FC Oberneuland, 1:0 gegen Hannover 96 II, 1:0 gegen SSV Jeddeloh, dazwischen die 1:2-Niederlage in Hildesheim. Lohn: Platz 3.

Atlas-Trainer Riebau brachte Hektik ins Spiel

Atlas-Trainer Key Riebau (Mitte) und LSK-Teamchef Rainer Zobel (r.) verstanden sich vor dem Spiel noch gut – doch damit war es schnell vorbei.
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Der Aufsteiger aus dem Jahr 2020 auf dem dritten Platz der Regionalliga, das ist sicher ein Ergebnis der guten Arbeit des ebenso engagierten wie emotionalen Atlas-Trainers Key Riebau.

Im Hinspiel trug der 31-jährige Coach nicht gerade zu einem harmonischen Sonntagnachmittag bei, forderte immer wieder lautstark gelbe und rote Karten gegen Lüneburger Spieler, provozierte zudem aufreizend in Richtung LSK-Bank. Es wurde eine hektische, teilweise ruppige Partie mit Rudelbildung auch noch nach dem Schlusspfiff.

Hektisches Hinspiel: Auch nach Spiel-Ende schwappten die Emotionen hoch. Vorne versucht Atlas-Trainer Key Riebau, die Streitigkeiten zu schlichten, die er zuvor mit seinem provokanten Auftreten selbst heraufbeschworen hatte.
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Zobel: „Ich war früher auch so“

LSK-Teamchef Rainer Zobel, der vorige Woche seinen 73. Geburtstag gefeiert und schon einiges in der großen Fußballwelt gesehen hat, nimmt die hitzige Attitüde des Kollegen Riebau gelassen: „Das schreibe ich mal seiner Jugend zu“, schmunzelt der Ex-Bayern-Profi, „das wird er wie alle jungen Trainer irgendwann lernen. Ich war früher auch so. Wir haben ja auch einen jungen Trainer, der mal laut wird, weil er sich über Spieler, Gegner oder Schiedsrichter ärgert. Das gehört zum Fußball dazu.“

Zidane – ein schlechtes Vorbild für Gafar

Das 2:2 mit den vielen Scharmützeln ist für Zobel Schnee von gestern, er richtet den Blick nach vorn. Mit Abdul Gafar, dem Rotsünder aus dem Hinspiel, hat er schon etliche Gespräche geführt. „Er ist manchmal übereifrig und temperamentvoll, aber so eine Rote Karte geht nicht! Gafar darf sich auch nicht provozieren lassen, das versuchen die Gegner natürlich in den höheren Klassen ab Regionalliga.“

Zobel hat dem 20-jährigen Talent ein Beispiel aus der Vergangenheit vor Augen geführt: „Der große Zinedine Zidane ist 2006 nicht Weltmeister geworden, weil er sich im Finale von seinem italienischen Gegenspieler Marco Materazzi zu einem Kopfstoß provozieren ließ und vom Platz flog. Ich habe Gafar empfohlen, sich das mal auf Youtube anzuschauen.“

Otte und Ghubasaryan fit – Oelkers und Wolk fraglich

LSK-Abwehrstütze Alessandro Otte (Mitte) wäre gegen Werder verletzt ausgefallen, meldet sich aber jetzt einsatzbereit zurück.
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Aus der Vergangenheit in die Gegenwart. Wie sieht’s personell beim LSK aus? Zobel: „Unsere Abwehrspieler Alessandro Otte und Erji Ghubasaryan sind wieder einsatzbereit. Hinter unserem Sechser Stefan Wolk steht noch ein Fragezeichen. Michel Oelkers hat seinen Rippenbruch überstanden, allerdings zuletzt gekränkelt.“

„Ja, mit meinen Rippen geht’s nach fünf Wochen Pause wieder“, bestätigt Defensivspieler Oelkers, „ich hatte zuletzt einen Schnupfen, kann aber wieder trainieren, allerdings noch ohne Kontakt. Gegen Delmenhorst wird es wohl noch nicht reichen, aber hoffentlich eine Woche später gegen Oberneuland.“

Der LSK bolzt Kondition

Fitness-Coach Gregor Trowitzsch fordert die LSK-Spieler in dieser Woche.
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Nach dem regenbedingten Spielausfall gegen Werder geht es in dieser Woche im Training verschärft konditionell zur Sache. „Unser Athletiktrainer Gregor Trowitzsch hat am Wochenbeginn das Kommando übernommen“, berichtet der Teamchef.

Die Impfquote beim LSK steigt

Wie sieht es denn mit den Corona-Impfungen im LSK-Team aus? „Wesentlich besser als zuvor“, sagt Zobel, „wir hatten sieben Ungeimpfte in unserem 20er-Kader, jetzt sind es nur noch zwei oder drei. Ich habe sehr viel mit den Spielern über Corona geredet, sodass mich der Mannschaftsrat schon scherzhaft gefragt hat, wann ich mal wieder über Fußball spreche. Aber das Thema Impfung ist wichtig, wir müssen mit den Corona-Regeln klarkommen und uns daran halten, das fängt schon beim Duschen an.“ Zobel hat den Eindruck: „Es sind immer mehr junge Leute zur Impfung bereit, auch deshalb, weil sie merken, dass sie ohne Impfung immer weniger machen dürfen.“

Samstag dürfen sie Fußball spielen und in Delmenhorst zeigen, dass sie mit dem Tabellendritten wie im Hinspiel auf Augenhöhe sind.