Stefan Wolk (r.), hier gegen den Delmenhorster Tobias Steffen, muss nach der vierten Gelben Karte clever in die Zweikämpfe gehen.
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Es wird immer enger: Nur zwei von 15 Punkten hat der Lüneburger SK aus den vergangenen fünf Regionalliga-Spielen geholt. Folge: vorletzter Platz, punktgleich mit Schlusslicht SSV Jeddeloh. In dieser prekären Lage muss der LSK am morgigen Samstag (15 Uhr) beim ebenfalls abstiegsbedrohten BSV Rehden auflaufen. Der Druck ist da.

Hübner, Ghubasaryan, Oelkers fehlen, Correia fraglich

„Es ist im Moment nicht einfach, aber wir werden nicht in Hektik verfallen“, sagt LSK-Teamchef Rainer Zobel. Dabei ist die personelle Situation auch nicht gerade rosig: Flügelmann Nico Hübner fällt weiter mit Oberschenkelverletzung aus, seine Schnelligkeit fehlte in den vergangenen Wochen. Nun hat sich auch noch sein Stellvertreter Michel Oelkers verletzt: „Beim Spiel gegen Hannover 96 ist ein Gegenspieler auf ihn gefallen, dabei hat Michel sich drei Rippen angeknackst“, berichtet Zobel.

Damit nicht genug: Auch Abwehrspieler Eli Correia Cà droht auszufallen. Er konnte zuletzt wegen einer Erkältung nicht trainieren. Defensivmann Erjanik Ghubasaryan fehlt sowieso, weil er bei der armenischen U21-Nationalmannschaft weilt.

Eliezer Correia Cà (r.), hier im Gespräch mit LSK-Schatzmeister Henning Constien, machte gegen Hannover 96 II ein gutes Spiel. Gegen Rehden könnte er wegen Krankheit ausfallen.
Foto: Jürgen Poersch

Nach vier Gelben Karten droht Doppelsperre

Zu den vier Ausfällen kommt ein weiteres Handicap: Die defensiven LSK-Abräumer Stefan Wolk und Tomek Pauer müssen sich in Rehden vorsehen. Beide haben bereits vier Gelbe Karten auf dem Konto, wären nach nach weiterem Gelb für die nächste Partie in Hildesheim am Sonntag, 17. Oktober, gesperrt.

„Tomek, Dein Raum ist gleich draußen!“

Dran am Mann! So will LSK-Teamchef Rainer Zobel seinen Sechser Tomek Pauer (r.), hier im Duell mit dem Delmenhorster Oliver Schindler, in Rehden sehen.
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Der LSK enttäuschte sein Fans zuletzt bei der 0:1-Heimniederlage gegen Hannover 96 II, weil das neue 4-2-3-1-System, das bei Werder Bremen II so gut geklappt hatte, überhaupt nicht funktionierte.

Zobel kennt den Grund: „Wir waren vor allem in der ersten Halbzeit in den Räumen viel zu weit von den Gegenspielern entfernt.“ Schon während dieses Spiels hatten sich Zobel und Pauer in dieser Sache ein lebhaftes Wortgefecht geliefert. „Warum bis Du nicht beim Gegenspieler?“, hatte Zobel seinen Mittelfeld-Leader gefragt. „Ich decke den Raum“, hatte Pauer geantwortet. Das brachte Zobel auf die Palme: „Tomek, Dein Raum ist gleich draußen!“ Danach lief es allerdings besser, sodass die beiden sich wieder vertrugen.

Insgesamt ist der Teamchef mit der Abwehrarbeit in dieser Saison zufrieden: „Wir lassen hinten eigentlich wenig zu, bekommen wenig Gegentore.“ Zehn waren es in sieben Spielen.

Zobel sieht den Grund für die magere Punkteausbeute woanders. Seine Analyse der Krise: „Vorne haben wir einfach keine Durchschlagskraft. Die Flanken und Ecken kommen zu flach oder zu dicht vors Tor, sodass der Keeper sie locker aufnehmen kann. Das ist eine Frage der Konzentration. Und unser Mittelstürmer Malte Meyer soll sich nicht jeden Ball abholen, sondern sich mit seiner Schnelligkeit steil anspielen lassen.“

„Nicht für 350 Euro im Monat“

Anspiele – allerdings eine Schwachstelle beim LSK. Das weiß der Teamchef: „Wir haben leider keinen Zehner, der so etwas kann. Das war uns vor der Saison schon klar. Aber so einen Mann bekommt man nicht für 350 Euro im Monat. Der Vorstand muss uns sagen, wie viel Geld dafür zur Verfügung steht. Das soll nach der Mitgliederversammlung am 11. Oktober geschehen, danach können wir uns umschauen. Wenn das nicht klappt, wird es schwierig …“

Kunze möchte außen bleiben

Manch einer könnte sich Marian Kunze auf einer zentraleren und verantwortungsvolleren Position als auf der rechten Außenrennbahn vorstellen. Die Nr. 10 hat er ja schon auf dem Rücken …
Foto: HEIMSPIEL.media / Stefan Großmann

Gibt es kurzfristige Alternativen im eigenen Kader, um die vakante Spielmacher-Position zu besetzen? Schließlich hat Zobel einst – aus Stürmernot – den Mittelfeldspieler Can Düzel und den Verteidiger Jonas Seidel zu erfolgreichen Torjägern umerzogen. Doch momentan hat er da keine zündende Idee: „Ein Marian Kunze kann vielleicht auf der Sechs spielen, aber nicht auf der Zehn. Ich habe mit ihm darüber gesprochen. Er hat mir gesagt, dass er sich auf der Außenbahn wohler fühlt. Da brauchen wir ihn auch mit seiner Schnelligkeit.“

Also muss es der LSK in Rehden wieder mit Bordmitteln probieren. Ein Optimierungsansatz: „Die Laufwege in der Offensive müssen besser werden“, sagt Rainer Zobel, „das haben wir in dieser Woche im Training immer wieder geübt.“

Rehden auch mit Stotter-Start

Zum Gegner: Auch BSV Rehden ist alles andere als gut in die Saison gestartet. Nach einem 1:1 gegen HSC Hannover setzte es Niederlagen bei Werder Bremen (0:3) und daheim gegen Oberneuland (2:3). Anschließend ein Zwischenhoch mit einem 4:2-Sieg bei Hannover 96 II und 3:0 in Hildesheim. Dann ein 2:2 in Jeddeloh. Zuletzt ging’s wieder bergab: das ernüchternde 1:2 zu Hause gegen Delmenhorst und die 1:4-Abfuhr beim Spitzenreiter Oldenburg.

Mit Schilling ging’s auf Steilflug

Seit 37 Jahren der Macher in Rehden: Friedrich Schilling.
Foto: BSV Rehden

Das dürftige Abschneiden in dieser Saison ist sicher enttäuschend für Vereinsboss Friedrich Schilling, der den einst unbekannten Dorfverein 1984 übernahm und bis in die Regionalliga führte. „Der BSV ist mein Leben“, sagt der 70-jährige Steuerberater und Chef mehrerer Unternehmen. Schilling hat in den vergangenen 37 Jahren viel Begeisterung und Bargeld in seinen Klub gesteckt. Er war Präsident, Mäzen, Sportchef, Manager und mehr in einer Person. Das zehrt. So heftig, dass Mister BSV im Jahr 2015 bei einem Heimspiel gegen den FC St. Pauli II einen Herzinfarkt erlitt.

Die Aufgaben beim BSV Rehden sind nach dem Warnschuss auf mehrere Schultern verteilt. Der Enthusiasmus des Präsidenten ist geblieben. Immer wieder verblüfft Schilling mit spektakulären Transfers. Ex-Profis geben sich in Rehden die Klinke in die Hand. Trainer ist der ehemalige Profi Andreas Golombek (53), der u. a. für Bielefeld, Freiburg, Düsseldorf, Osnabrück, Uerdingen und Wattenscheid spielte.

Golombek hat einen großen und namhaften Kader beisammen. Und er weiß, wem er das zu verdanken hat: „Dank der Super-Transfers, die Friedrich Schilling getätigt hat“, bedankte er sich kürzlich artig in der Kreiszeitung.

Krasniqi – Herz und Hirn des BSV

Der entscheidende Mann: Kamer Krasniqi ist Spielmacher und Haupttorschütze im Rehdener Team.
Foto: BSV Rehden

Zum BSV-Kader gehört ein ebenso treffsicheres wie schillerndes Offensiv-Quartett: Herz und Hirn der Mannschaft ist der frühere Osnabrücker Kamer Krasniqi. Der 25-jährige Kosovare kam 2019 zum BSV, ist heute Kapitän, Regisseur und auch noch bester Torschütze der Rehdener. Fünf Treffer hat der Ex-Drittliga-Spieler in dieser Saison erzielt.

Drei Nationalspieler im Sturm

Der Portugiese Bocar Djumo stürmte einst für Inter Mailand, jetzt beim BSV Rehden.
Foto: BSV Rehden

Vor Krasniqi ein torgefährliches Duo: Bocar Djumo (27) hat viermal getroffen. Der ehemalige portugiesische Junioren-Nationalspieler mit Gardemaß 1,90 Meter lief bis zur U19 für Inter Mailand auf, stürmte später in Portugal, Rumänien und auf Malta, ehe er 2019 in Rehden landete. Falls LSK-Abwehrspieler Eli Correia Cà rechtzeitig fit wird, können die beiden ein paar Sätze auf Portugiesisch wechseln.

Michael Seaton, jamaikanischer Nationalspieler in Diensten des BSV Rehden.
Foto: Victoria Köln

Dritter im Multi-Kulti-Angriff ist Michael Seaton. Der 25-Jährige hat 14-mal für die Nationalmannschaft von Jamaika gespielt, feierte sein Debüt als 17-Jähriger beim damaligen Nationaltrainer Winfried Schäfer. Über Klubs in den USA, in Israel (Hapoel Tel Aviv) und Schweden (Örebro SK), zuletzt Victoria Köln kam Seaton in diesem Jahr zum BSV. Drei Tore hat der 1,83-Meter-Mann in dieser Saison erzielt.

Und wenn’s vorne mal nicht so rund läuft, dann hat BSV-Trainer Golombek immer noch einen prominenten Joker in der Hinterhand: Addy-Waku Menga, der für Osnabrück, Hansa Rostock und Wehen Wiesbaden 170-mal in der 3. Liga spielte, dabei 43 Tore schoss. Der ehemalige Nationalspieler des Kongo ist zwar mittlerweile 38 Jahre alt, weiß aber immer noch, wo das Tor steht.

Addy-Waku Menga, der beim Ex-Klub VfL Osnabrück nach wie vor Kultstatus genießt, sitzt in Rehden als Sturmjoker auf der Bank.
Foto: BSV Rehden

Ein besonderes Auge auf Krasniqi

Viel Arbeit also für die LSK-Abwehr. Denkt Teamchef Zobel trotz Raumdeckungskonzept an Sonderbewachung für einen so einen spielentscheidenden Mann wie Kamer Krasniqi? „Ja, wir werden uns speziell um ihn kümmern. Dafür haben wir Stefan Wolk und Tomek Pauer. Eigentlich sollte wegen der vier Gelben Karten nur einer von beiden spielen, aber jetzt müssen angesichts der personellen Ausfälle beide ran.“

Der BSV läuft also mit einem brandgefährlichen Angriff gegen den LSK auf. Haben die Rehdener Schwächen? Achillesferse scheint die Abwehr zu sein. Schon 17 Gegentreffer in acht Spielen. Da könnte die Chance des LSK liegen. Nutzt sie, Jungs!