Der LSK-Teamchef strahlt: Rainer Zobel sah trotz der 1:2-Niederlage beim Spitzenreiter Werder Bremen viel Erfreuliches bei seiner Mannschaft.
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„Wir waren wirklich gut!“ Teamchef Rainer Zobel ist einen Tag nach der unglücklichen 1:2-Niederlage des Lüneburger SK beim neuen Regionalliga-Spitzenreiter Werder Bremen II immer noch begeistert von der Leistung seiner Mannschaft. „Schade, dass am Ende nur ein 1:2 heraussprang, wir hatten die besseren Chancen“, bedauert Zobel. Am kommenden Sonntag um 15 Uhr hofft er im Heimspiel gegen Hannover 96 II auf ein besseres Ende für seine Jungs.

Es ist schon ein richtungsweisendes Spiel für den LSK, der nach sechs Spielen nur fünf Punkte auf dem Konto hat und auf Platz acht steht. Eine unbefriedigende Ausbeute. Aber: Die Leistung bei Werder Bremen gibt Anlass zu Hoffnung. 

Neues LSK-System verwirrte Werder

„Alle haben sich an die Vorgaben gehalten und sehr diszipliniert gespielt“, lobt Zobel. Vom Eigensinn, den der Teamchef vorm Werder-Spiel noch hier auf der LSK-Website angeprangert hatte, war nichts mehr zu sehen. Alle fügten sich ins neue System ein. „Wir haben hinten mit der Viererkette Marian Kunze, Lukas Pägelow, Alessandro Otte und Erji Ghubasaryan gespielt, davor die beiden Sechser Stefan Wolk und Tomek Pauer, davor eine offensive Mittelfeldkette mit Jonas Seidel, Yigit Yagmur und Abdul Gafar, ganz vorne nur Malte Meyer, der sehr viel für die Mannschaft gearbeitet hat und so wesentlich zur guten Gesamtleistung beigetragen hat“, erklärt Zobel.

Tomek Pauer (l.) – hier gegen den Lübecker Calvin Brackelmann – zeigte in Bremen ein famose Leistung in der Defensive und war zugleich gefährlichster Mann in der Offensive. Da ist einer auf dem Weg zurück zu alter Glanzform! Rechts Stürmer Maximilian Zoch, der noch seine Bestform sucht.
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Damit gab der LSK den Bremern Rätsel auf. Sie kamen nach dem rauschenden 8:1 gegen Hildesheim gestern kaum zu Torchancen. „Mein Trainerkollege Konrad Fünfstück, mit dem ich sehr gut klarkomme, sagte mir nach dem Spiel, dass er überrascht gewesen sei und dass wir Werder mehr als jeder andere Gegner in dieser Saison gefordert haben.“  

Rutschpartie für Gafar

Völlig verwachst: Abdul Gafar (r.) – hier gegen den HSV II – hatte die falschen Schuhe mit nach Bremen genommen und konnte seine Schnelligkeit nicht ausspielen.
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Teamchef Zobel also rundum zufrieden? Nicht ganz: „Gafar hat in Bremen leider nicht so gut gespielt. Er ist ständig ausgerutscht und hatte keinen Antritt, weil er auf dem nassen Boden mit Nockenschuhen aufgelaufen ist. Da ist er natürlich nicht gut beraten. Wir werden darüber mit ihm sprechen.“

Ansonsten stellt Zobel seinem Team ein gutes Zeugnis aus: „Alle haben ihre Aufgaben erfüllt und das über 90 Minuten durchgezogen.“

„Das verdient meinen Respekt!“

LSK-Torwart Roman Birjukov leistete sich gestern einen Patzer beim 0:1. Aber es gab keine Vorwürfe, denn alle wissen, dass der Keeper bisher eine überragende Saison gespielt hat.
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Was dem Teamchef besonders imponiert hat: „Wir haben erst das unglückliche 0:1 kassiert, als unserem Torwart Roman Birjukov der Ball auf dem glitschigen Untergrund durch die Arme gerutscht ist. Das passiert ihm höchstens einmal in 30 Spielen. Es gab auch keinen einzigen Vorwurf. Danach gleich das 0:2. Das war schwer zu verdauen. Doch unsere Mannschaft ist nicht zusammengebrochen. Die Jungs haben gesagt: Wir ziehen das hier durch! Sie haben das 1:2 gemacht und hatten am Ende drei, vier klare Chancen zum Ausgleich. Das verdient meinen Respekt!“

Dieser unbedingte Wille, diese Disziplin, dazu die neue taktische Ordnung – das soll am kommenden Sonntag auch die Marschroute gegen Hannover 96 sein. „Wir sind ja vor dem Werder-Spiel immer gleich vorne draufgegangen. Doch es klappt besser, wenn wir uns zurückziehen und dann blitzschnell kontern. Das hat sich in Bremen gezeigt“, sagt Zobel, „damit haben wir auch schon in der Vergangenheit viele Punkte gegen starke Gegner geholt. Was nützt es denn, wenn wir schön spielen wollen? Wir müssen erfolgreich spielen!“

Kommt Hannover 96 mit Profi-Torjäger Weydandt?

Hendrik Weydandt (l.) war vorletzte Saison noch der große Hoffnungsträger bei den Bundesliga-Profis von Hannover 96. Doch zuletzt traf der Mann, der 2018 aus der Regionalliga an die Leine kam, das Tor einfach nicht mehr. So wurde er am Mittwoch in der U23 eingesetzt. Gibt es Sonntag ein Wiedersehen mit „Henne“, den der LSK noch aus Duellen mit Germania Egestorf/Langreder kennt?
Foto: Hannover 96

Erfolgreicher als der LSK war gestern Hannover 96. 2:1 gewann man das Stadtderby gegen den HSC Hannover – allerdings mit massiver Profi-Verstärkung: Zweitliga-Torjäger Hendrik Weydandt half ebenso in der U23 aus wie Linksaußen Lawrence Ennali und Sechser Tom Trybull, der sich nach seinem Last-Minute-Wechsel vom englischen Zweitligisten Norwich City gleich gut mit einem Tor gegen HSC einfügte.

Wie gut 96 gestern bestückt war, zeigt sich auch daran, dass U23-Torjäger Moussa Doumbouya, ein Mann mit sieben Zweitliga-Spielen und einem Profi-Tor, erst in der 70. Minute für „Henne“ Weydandt eingewechselt wurde. Rechnet Zobel auch am Sonntag mit Profi-Verstärkung beim Gegner? „Ja natürlich, damit müssen wir rechnen und damit müssen wir leben“, nimmt der Ex-Bayern-Profi es gelassen.

Hannover hatte einen glänzenden Regionalliga-Start hingelegt: 5:0 in Jeddeloh! Danach kam Sand ins Getriebe. Zunächst noch ein 1:1 gegen Delmenhorst, doch dann eine Niederlagen-Serie gegen Oldenburg (0:1), Rehden (2:4) und Oberneuland (0:1), die erst gestern mit dem Sieg gegen HSC endete. Immerhin haben die 96er jetzt schon sieben Punkte, sind in der Tabelle auf Platz sieben am LSK vorbeigezogen. 

Ghubasaryan wieder auf Länderspiel-Reise

Erjanik Ghubasaryan (l.) – hier gegen den Lübecker Alexander Schmitt – ist ein ebenso unerbittlicher wie besonnener Zweikämpfer. In den beiden nächsten Spielen wird „Erji“ dem LSK fehlen, weil Armenien wieder zu Länderspielen ruft.
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Der LSK ist also unter Druck, muss punkten. Dabei fehlt am Sonntag ein Stammspieler. Erjanik Ghubasaryan ist wieder mit der armenischen U21-Nationalmannschaft unterwegs. „Er steht uns in den kommenden zwei Spielen nicht zur Verfügung, vielleicht fällt er sogar drei Spiele aus, wenn er hinterher noch in Quarantäne muss“, berichtet Zobel. 

Der Schwindel ist vorbei: Eli wieder einsatzbereit

Eli Correia Cà kehrt zurück in die LSK-Abwehr.
Foto: Jürgen Poersch

Doch Ersatz für Nationalspieler Ghubasaryan steht schon parat: Abwehrmann Eliezer Correia Cà saß nach Antibiotika-Behandlung und folgenden Schwindel-Attacken in Bremen bereits wieder auf der Bank. „Eli hätte spielen können, aber wir haben ihn noch geschont, weil wir ihn in den kommenden Wochen unbedingt brauchen. Wir wissen ja, was er kann“, sagt Zobel über den ebenso zweikampfstarken wie eleganten Defensivspieler.

Hefele und Oelkers sind gute Alternativen

Daniel Hefele (l.) – hier gegen Aladji Barrie von Altona 93 – zeigte in Bremen eine gute Leistung im für ihn ungewohnten offensiven Mittelfeld.
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Auch sonst gibt es gute Alternativen auf der Bank: „Daniel Hefele hat es nach seiner Einwechslung ebenso gut im zentralen, offensiven Mittelfeld gemacht wie zuvor Yigit Yagmur“, lobt Zobel, „und auch Michael Oelkers hat nach seiner Einwechslung für Abdul Gafar gut auf der linken Seite gespielt.“

„Maxi muss sein Leistungsvermögen abrufen“

Maximilian Zoch hat beim LSK noch nicht die Torgefährlichkeit gezeigt, die ihn früher beim FC St. Pauli und Holstein Kiel in der Junioren-Bundesliga auszeichnete.
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Noch nicht zufrieden sind die LSK-Trainer dagegen mit der Entwicklung des 19-jährigen Stürmers Maximilian Zoch. „Maxi hat uns in der Vorbereitung gezeigt, was er kann, doch davon haben wir zuletzt zu wenig gesehen. Er muss sein Leistungsvermögen abrufen. Er weiß das, wir haben mit ihm gesprochen. Vielleicht muss er noch genauer zuhören, was wir ihm sagen“, rät Zobel dem Neuzugang.

Der Rest der Mannschaft hat offensichtlich sehr genau zugehört und schon Mittwoch Ansehnliches auf den Platz gebracht. Bitte mehr davon am Sonntag gegen Hannover!