Er hat über 300 Spiele in der Regionalliga und Oberliga absolviert, war Europameister mit der deutschen Polizei-Nationalmannschaft und stand bei einem Herren-Landesligisten als Spielertrainer auf dem Wunschzettel. Doch jetzt meldet der Lüneburger SK: Regionalliga-Spieler und Vereinsikone Stefan Wolk (31) wird ab sofort Cheftrainer der U17 des LSK! Er folgt David Feckler, der in den Herrenbereich zu Teutonia Uelzen II wechselt. Mit der Verpflichtung von Wolk hat LSK-Jugendvorstand Martin Wilke einen echten Coup gelandet.
Auch Oelkers und Osmani gehören zum Trainerteam
Damit nicht genug. Co-Trainer der U17 werden zwei weitere Regionalliga-Spieler des LSK: Bajrush Osmani (19 Jahre) und Michel Oelkers (20). Beide Talente haben ein interessante Vergangenheit. So wurde Osmani in den Jugendabteilungen von Schalke 04, VfL Bochum und Preußen Münster ausgebildet. Der Supertechniker ist außerdem Junioren-Nationalspieler des Kosovo. Oelkers spielte von 2014 bis 2020 beim FC St. Pauli, ehe schwere Verletzungen seinen Weg in den Profifußball unterbrachen.
Beide können den U17-Spielern sicher eine Menge Erfahrungen weitergeben, die sie in den Nachwuchsabteilungen der Profiklubs gesammelt haben. Außerdem sind Bajrush und Michel ganz feine Kerle, sodass sie sicher bestens mit den U17-Jungs und dem hochtalentierten U17-Mädchen Ronja Dragendorf auskommen werden.
Michi hat keinen Bock auf Larifari-Fußball
Teammanager wird Wolks Wunschkandidat Michael Lührs, der seit etlichen Jahren mit viel Herzblut in der LSK-Jugendabteilung aktiv ist. „Wolke hat mich gefragt, ob ich mitmache, weil wir früher schon mal gut zusammengearbeitet haben“, erzählt Lührs, „ich habe ihm gesagt, dass ich aber keinen Bock auf Larifari-Fußball habe. Wir machen das wie früher, hat Wolke mir versichert – da habe ich zugesagt.“ Lührs wird sich um das gesamte Drumherum kümmern: „Absprachen mit Eltern, Trainingscamps, Fahrzeuge für Auswärtsfahrten, Spielbericht und was sonst so alles zu tun ist“, umreißt das sympathische LSK-Urgestein sein Aufgabengebiet.
Damit hat der LSK ein Top-Trainerteam für seine U17 zusammengestellt, in der etliche hoffnungsvolle Talente des Vereins spielen.
LSK-Jugendvorstand Wilke präsentierte der kommenden U17, die derzeit noch U16 ist, gestern Abend im LSK-Trainingszentrum Goseburg den neuen Trainer: „Euer bisheriger Coach David Feckler wechselt aus privaten Gründen zur 2. Herrenmannschaft von Teutonia Uelzen. Aber wir haben einen sehr guten Nachfolger gefunden. Stefan Wolk wird Euch ab sofort trainieren, zusammen mit Bajrush Osmani und Michel Oelkers.“ Die Mannschaft nahm die Nachricht begeistert auf, wie die Reaktionen unten zeigen.
Das sagt die Mannschaft zum Trainerwechsel
Wolke spielt seit 2005 beim LSK
Der neue Trainer Stefan Wolk stammt aus der Jugend des LSK. Im Jahr 2005 kam er vom VfL Bleckede über den VfL Lüneburg zum LSK. Ab 2009 war er Spieler der 1. Herrenmannschaft. Bis 2015 spielte Defensivmann „Wolke“, wie er genannt wird, im schwarz-weißen Dress. Dann wechselte er zum Regionalligisten SV Drochtersen/Assel. Nach anderthalb Jahren kehrte er im Winter 2017 zum LSK zurück. Gerade hat der LSK den Spielervertrag mit Wolk bis zum Jahr 2024 verlängert (wir berichteten) – auch mit der Perspektive, den Polizisten nach seiner Spielerkarriere als Trainer im Verein zu beschäftigen. Denn längst sind der Vereinsführung Wolks Fähigkeiten in diesem Bereich aufgefallen.
Nun das erste Engagement als Chefcoach im Nachwuchs. Anlass für ein ausführliches Interview mit Stefan Wolk.
Hier kommt das große Wolke-Interview
Hallo Stefan, ist der Trainerjob bei der U17 für Dich der Einstieg in eine Karriere als Fußballtrainer?
Nein, kann man so nicht sagen, ich mache das ja schon ziemlich lange, aber immer nur als Co-Trainer, zum Beispiel von Daniel Stäcker, oder als Aushilfe. Ich war bisher also mehr ein Anhängsel. Das wollte ich jetzt ändern und mal richtig trainieren, ich übernehme zum ersten Mal als Cheftrainer die Verantwortung.
Hast Du schon eine Trainer-Lizenz?
Ich habe mit der B-Lizenz angefangen, meine schriftliche Prüfung auch schon hinter mir. Aber dann kam der Abbruch wegen Corona. Sobald es wieder geht, will ich noch in diesem Jahr in Barsinghausen die praktische Prüfung ablegen. Das ist auch alles so mit dem LSK abgesprochen.
Du hast in Deiner langen Spieler-Laufbahn viele Trainer erlebt.
Ja, Markus Harms in der Jugend, später bei den LSK-Herren Harry Pleß, Gerd Bruns, Ralf Sievers, Elard Ostermann. In meiner Zeit in Drochtersen Enrico Maaßen. Jetzt beim LSK Rainer Zobel und Qendrim Xhafolli.
Was hast Du von den vielen Trainern gelernt?
Ich habe auf jeden Fall sehr viel gelernt. Von jedem Trainer nimmt man etwas mit. Es ist schon interessant, wie Trainer die Sache angehen, welchen Schwerpunkt sie setzen. Die einen geben strikt vor, wie gespielt wird, die anderen lassen mehr Freiheiten, hören sich auch an, was die Spieler denken.
Von wem hast Du besonders viel gelernt?
Zuerst von Markus Harms in der LSK-C-Jugend. Das war der erste Trainer, von dem ich überhaupt etwas über Taktik erfahren habe. Er hat elf Stangen übers Spielfeld verteilt, das waren die Gegner. Und dann hat er uns erklärt, wie Verschieben oder Pressing funktionieren.
Und wer hat Dich im Herrenbereich besonders beeinflusst?
Das war schon Enrico Maaßen mit seinem Führungsstil in Drochtersen. Enno (Spitzname von Maaßen) hat ständig mit uns Spielern interagiert und kommuniziert. Regelmäßig hat er mich angerufen. Solche Gespräche haben 30 bis 60 Minuten gedauert. Das war stets intensiv, offen und ehrlich. Wir waren nicht immer einer Meinung. Es ging um Taktik und persönliche Dinge. Das war sehr, sehr interessant. Enrico hat genau in die Mannschaft reingehört, und er hat aufmerksam zugehört und seine Schlüsse gezogen. Am Ende hat er als Chef natürlich die Entscheidung getroffen, aber wir Spieler fühlten uns beteiligt. Das finde ich ganz wichtig, denn auf dem Platz muss der Spieler sich mit dem Spielsystem wohlfühlen, es muss passen, sonst wird es schwierig. Von Enno habe ich da sehr viel gelernt.
Wie war es überhaupt in Drochtersen? Der Verein wird von außen ja durchaus auch kritisch beäugt?
Das war eine sehr schöne Zeit für mich. Wir hatten eine tolle Mentalität im Team, wer da nicht reinpasste, ging nach einem halben Jahr auch wieder. Unser Spiel war in den Grundzügen reduziert, also disziplinierte Defensive und viele lange Bälle, aber wir haben oft zu null gespielt – und wir waren erfolgreich. Das gesamte Dorf steht hinter diesem Verein. Das ganze Umfeld ist klasse. Da gibt es viele Ehrenamtliche, die Bemerkenswertes leisten, ganz liebe Menschen, sodass man sich als Spieler einfach nur wohlfühlt – so wie jetzt auch beim LSK. In Drochtersen hat mir das Kicken richtig Spaß gemacht, weil die Fans selbst bei schlechten Spielen zu uns gehalten haben. Auch die Presse war ausgewogen, wir sind nach guten Spielen nicht hochgejubelt worden, aber nach schwachen auch nicht zerrissen worden. In Drochtersen habe ich selten schlechte Stimmung erlebt, das war alles sehr angenehm.
Auch mit Vereinsboss Rigo Gooßen, der mit seinem forschen Auftreten bei manchen aneckt?
Rigo ist einfach hundertprozentig ehrlich. Wenn ihm etwas nicht passt, dann sagt er das gerade heraus. Auch mir hat er deutlich die Meinung gesagt, wenn ich schlecht gespielt habe. Aber er ist ein Macher. Auf ihn ist absolut Verlass. Alles, was er zusagt, das hält er. Auf sein Wort kann man zählen. Die Spieler vertrauen ihm.
Stefan, Du hast für den LSK und Drochtersen 319 Mal gespielt. Welche Mitspieler haben Dich besonders beeindruckt?
Beim LSK Daniel Stäcker, der vielleicht nicht immer die besten Entscheidungen getroffen hat und zu früh in untere Klassen gewechselt ist. Dann Gökay Isitan, ein Supertechniker genau wie Tezcan Karabulut. Die können doppelte Übersteiger und andere Sachen, die ich nie lernen werde. Natürlich Torwart Ole Springer. Außerdem die Abwehrspieler Matti Grahle und Jannis Opalka, beide sehr intelligent, ruhig und souverän. Aktuell meine beiden Mitspieler Lukas Pägelow und Tomek Pauer, die mit ihrer tollen Mentalität eine ganze Mannschaft mitreißen können. In Drochtersen Torwart Patrick Siefkes, dazu Nico Mau, der trotz ständigen Übergewichts überragend in der Defensive spielt, und Alexander Neumann, ein langsamer, aber trotzdem überragender Stürmer. Und natürlich Oliver Ioannou, mit dem ich in Lüneburg und Drochtersen gespielt habe. Starker Typ, starker Spieler!
Apropos starke Spieler: Wirst Du Dich bei Deiner U17 um starke Neuzugänge bemühen?
Ich werde sicher nicht versuchen, Spieler aus höherklassigen Mannschaften dazu überreden, zum LSK zu wechseln, nur damit sie bei Stefan Wolk trainieren. Da gehe ich ehrlich mit Spielern um. Aber ich werde mir viele Spiele anschauen. Wenn ich gute Spieler in unserer Klasse sehe, dann kann es durchaus sein, dass ich sie anspreche. Aber das muss auch immer mit dem Aufwand und der Schule passen, das würde ich mit den Eltern besprechen.
Was hast Du überhaupt mit der U17 vor?
Die Spieler sind in einem Alter, in dem man an den technischen Fähigkeiten nicht mehr ganz viel verbessern kann. Aber sie können taktisch noch sehr viel lernen. Da sehe ich einen Schwerpunkt. Sie sollen eine bestmögliche Ausbildung bekommen. Außerdem sollen die Spieler eine schöne Zeit haben, damit sie bis in den Herrenbereich noch lange den Spaß am Fußball behalten. Und natürlich will ich in der kommenden Saison ein wettbewerbsfähiges Team an den Start bringen.
Du hast offensichtlich mit 31 Jahren noch viel Spaß, hast auch mal in der Zweiten ausgeholfen, wenn Not am Mann war. Da zieren sich ja andere.
Ich bin so aufgewachsen, für mich ist das selbstverständlich. Ich habe schon in meiner Jugend beim VfL Bleckede immer in den älteren Mannschaften ausgeholfen, weil ich einfach gerne Fußball spiele. Nach dem Anpfiff spielen wir einfach alle nur zusammen Fußball, ob in der Regionalliga oder Kreisklasse. In der Kreisklasse bekommt kein Spieler Geld, das ist eigentlich der Kern des Fußballs. Deshalb rege ich mich da auch nicht auf, wenn der Schiri mal falsch pfeift, weil er oft allein ohne Linienrichter dasteht. Ich rege mich in der Kreisklasse auch nicht auf, wenn mich ein Spieler unabsichtlich foult, weil er einfach einen Schritt zu spät gekommen ist. Dann stehe ich auf und sage: Alles okay.
Welche Perspektive sieht Du für die U23, das Kreisklassenteam des LSK?
Ich habe ja schon einige Male mit den Jungs zusammengespielt. Ich wünsche ihnen einfach, dass sie aufsteigen und auf einem besseren Niveau spielen können. Wenn ich Zeit habe, werde ich sie weiter dabei unterstützen.
Wie lange willst Du eigentlich noch auf Regionalliga-Niveau spielen?
Gerne noch zwei bis drei Jahre. Ich habe im Vorjahr schon stark gezweifelt, als ich wegen meiner blöden Fußverletzung nur ein Punktspiel machen konnte. Vorigen Sonntag habe ich nach einem Jahr mal wieder richtig belastet, als ich beim World Run 21 Kilometer gelaufen bin. Der Fuß hat gut gehalten. Wenn das so bleibt, mache ich weiter, bis einer kommt, der wesentlich besser ist als ich.
Was machst Du eigentlich, wenn Du nicht Fußball spielst?
Arbeiten, Radfahren, Krafttraining, Laufen – das ist schon sehr sportlastig bei mir. Und natürlich mal mit Freunden treffen.
Man hört immer wieder von den Spielern, dass Du sehr beliebt in der Mannschaft bist. Woran liegt das?
Naja …
Anders gefragt, damit Du Dich nicht selbst loben musst: Was muss ein Spieler mitbringen, damit er teamfähig ist und von den anderen anerkannt wird?
Man sollte sich selbst nicht zu wichtig nehmen und eine gesunde Selbstreflexion haben. Entscheidend ist, das Maximale aus sich herauszuholen, damit das Team funktioniert. Da muss die Egozentrik zurückstehen. Ich wollte früher immer am liebsten auf der Sechs spielen, doch einige Trainer haben mir klargemacht, dass ich als Innenverteidiger wertvoller für die Mannschaft bin. Also habe ich mich dem Teamerfolg untergeordnet. Außerdem sollte man immer ehrlich sein und seine Meinung direkt sagen. Dazu gehört, dass ich einem jungen Spieler nach dem Training sage: Du warst heute richtig gut. Dass ich ihm aber auch sage: Das war heute schlecht von Dir. Ebenso können junge Spieler das zu mir sagen. Manchmal merke ich hinterher, dass ich mich vielleicht im Ton vergriffen habe. Dann rufe ich an und rücke das gerade. Nur so kommt man als Team weiter, nur so hat man Erfolg.
Wie stellst Du Dir die Zusammenarbeit mit Deinen Co-Trainern Bajrush und Michel vor, wie das Zusammenspiel mit Teammanager Michi?
Ich brauche meine Co-Trainer dringend, weil man allein eine 15er-Gruppe nicht individuell fördern kann. Deshalb sollen immer mindestens zwei Trainer bei jeder Einheit dabei sein. So können wir jedem einzelnen Spieler mehr helfen und ihn mitnehmen. Außerdem sehen vier Augen mehr als zwei. Wir werden die Trainingsinhalte immer genau absprechen. Michi schätze ich sehr, weil ich schon als LSK-Jugendspieler erlebt habe, mit wie viel Herzblut er in der Jugendarbeit bei der Sache ist. Er ist für die viele Arbeit im Umfeld unfassbar wichtig, da ist Michi Gold wert. Dass er mir zugesagt hat, freut mich sehr!
Stefan, vielen Dank für das ausführliche Gespräch und viel Erfolg mit Deiner U17!
Fazit nach 45 Minuten: Das Interview mit Wolke hat richtig Spaß gemacht. Man merkt, wie sehr er den Fußball liebt und lebt. Da gibt einer nicht nur Oberflächliches und Floskeln von sich, sondern es geht schnell in die Feinheiten des Fußballs. Seine Begeisterung springt über, so kann man Spieler motivieren. Neben großem Fachwissen überzeugt Stefan mit seinen menschlichen Qualitäten. Was er über das Miteinander in Gemeinschaften sagt, ist nicht nur intelligent und reif, sondern auch empathisch und sympathisch. Da hat der LSK ein großes Trainertalent in seinen Reihen, auf dessen Zukunft man gespannt blicken darf.