Klarer Standpunkt zum Standort: Prof. Dr. Norbert Schläbitz lebt in Wendisch Evern. Der Hochschullehrer gehört der SPD-Fraktion im Gemeinderat an und hält den Sportpark-Standort zwischen Lüneburg und Wendisch Evern für ideal. Das hat er jetzt in einem Beitrag für das SPD-Blatt „Ostheide-Rundschau“ formuliert.
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Darf der LSK den „Sportpark Ostheide“ auf dem Acker zwischen Lüneburg und Wendisch Evern bauen? Diese Entscheidung fällen die Menschen in Wendisch Evern. Im 1800-Einwohner-Dorf gehen die Meinungen auseinander. Es liegen mittlerweile zwei Anträge für einen Bürgerentscheid vor. Der zuerst eingereichte kommt vom engagierten Sportpark-Befürworter Jens Werner, einem Bauingenieur und parteilosen Bauausschuss-Beisitzer aus Wendisch. Der danach gestellte Antrag stammt von den Sportpark-Gegnern. Im Verwaltungsausschuss geht es am heutigen Montagabend – nichtöffentlich – um diese beiden Anträge.

„Der Standort wäre ideal für ein Stadion“

Im Gemeinderat ist die anfängliche Mehrheit für das Bauprojekt zuletzt gebröckelt. Gibt es bei CDU-Fraktion (6 Sitze) überwiegende Zustimmung zum Bauprojekt, so sind die Sozialdemokraten (5 Sitze) gegen den Sportpark. Mit einer Ausnahme: SPD-Ratsmitglied Prof. Dr. Norbert Schläbitz hat sich in einem Beitrag in der aktuellen „Ostheide-Rundschau“ seiner Partei positiv zu dem Vorhaben geäußert. Der Musikpädagoge, Autor, Musiker und Marathonläufer nimmt unvoreingenommen und differenziert zum geplanten Sportpark Stellung.

Prof. Dr. Schläbitz ist einverstanden, dass wir seinen ebenso lesens- wie bemerkenswerten Beitrag auf der LSK-Homepage veröffentlichen. Er sagt: „Der Standort wäre ideal für ein Stadion. Ich fände es schade, wenn es sich nicht realisierte. Ich wünsche Ihnen einen langen Atem und am Ende des Weges Erfolg.“

Hier kommt sein kluges Plädoyer für einen konstruktiven Umgang mit den Sportpark-Plänen, publiziert in der „Ostheide-Rundschau“, Dezember 2020, 46. Jahrgang:

Destruktive Erwartungen und der gute Wille: Zum LSK-Stadion

Der Lüneburger SK möchte auf dem Gebiet der Gemeinde Wendisch Evern (s)ein Fußballstadion bauen. Eine Umfrage hat lautstark Mahner und Warner vernehmen lassen. Die Kritik entzündet sich an der Lichtverschmutzung und Lärmbelästigung, die entstehen mögen. (Ob die Befürchtungen eine Basis haben? Vielleicht mal in Neetze fragen, wo der LSK zur Zeit spielt.)

Positiv dagegen: Unserem SV Wendisch Evern fehlen Trainingsmöglichkeiten, auch er könnte auf dem Gelände des neuen Stadions trainieren. Recht überraschend wurde nun im Ort, nahe dem Vereinsgelände des SV Wendisch Evern, ein Gelände zum Kauf in Aussicht gestellt. Der Vorteil durch ein LSK-Stadion entfiele, wenn sich das in Aussicht Gestellte irgendwie präzisierte.

Dass ein Trainingsgelände beim Vereinsheim auch mehr Lärm und mehr Lichtverschmutzung als bisher zur Folge haben werden, spielt offenkundig keine Rolle. Sicher: Eine geringere Benutzungsfrequenz belästigt auch weniger stark die angrenzend wohnende Bevölkerung. Das mag sein, doch beim Training auf neuem Gelände beim Vereinsheim des SV Wendisch Evern würden Lärm und Licht von einer Anhöhe sich ungehindert ausbreiten, während das geplante Stadion im Tal liegt, was die Beherrschung von Verschmutzung durch Licht und Lärm begünstigt. Auch fehlt die Bewertung, dass Anwohner zum Stadion in ca. 500 Metern Entfernung wohnen, Anwohner zum in Aussicht gestellten Gelände (gefühlt) weitaus näher Haus und Garten liegen haben, was den Vorteil geringerer Nutzerfrequenz weiter minimiert.

Es ließen sich weitere Vor- und Nachteile beider Standorte bedenken. Ich lasse es. Ich lasse auch diffuse Spekulationen beiseite, inwieweit Gewerbeansiedelung durch ein Stadion Tür und Tor geöffnet würden, denn sie sind das, was sie sind: Spekulationen.

Wichtiger ist: Was auffällt, ist, dass auf der einen Seite (LSK-Stadion) die Argumentation beinahe ausschließlich in Form destruktiver Erwartungen erfolgt, während auf der anderen Seite beim neu in Aussicht gestellten Gelände allein vorbehaltlos Begeisterung und der gute Wille des „Heureka“ waltet.

Die Formulierung destruktiver Erwartungen entzündet sich weniger an lösbaren Problemen denn eher daran, dass der LSK ein Lüneburger Verein ist, der auf dem Gebiet von Wendisch Evern nichts zu suchen habe.

Wir als Dörfler nutzen wie selbstverständlich die Infrastruktur der Stadt (Krankenhaus, Kino, Gastronomie, Kulturveranstaltungen u.a.m.). Zur Stadt hin wird also keine Grenze gezogen. Stadt und Land aber „sind aufeinander angewiesen. Es besteht somit eine Interessen- und Verantwortungsgemeinschaft“, meint Gerhard Henkel in seinem Buch „Rettet das Dorf“. Worauf es ankäme und wovon beide Seiten profitierten, wäre der „Austausch vom Geben und Nehmen zwischen Stadt und Land“. Wenn dem so ist, warum nicht also ein LSK-Stadion vor Ort? Partizipation, nicht Abgrenzung. Diesen Austausch zu wagen wäre ein Schritt in eine solche Richtung. Leben ist Veränderung und der Erhalt des Status Quo nur eine freundliche Umschreibung für einen langsamen Niedergang.

Auch Wendisch Evern ist davon betroffen: Weder gibt es einen Gasthof mehr noch einen Dorfladen. Und der Bahnanschluss wird nur noch auf Zeit erhalten sein. Seine Abwicklung ist längst beschlossene Sache.

Henkel dazu: „Die Infrastrukturverluste sind schon weit fortgeschritten.“ Bezogen auf den demographischen Wandel leitet Henkel her, dass „schwerpunktmäßig die Gruppe der 18- bis 27-Jährigen [] aus ländlichen Gemeinden wegzieht“. Soweit ist das eine Verlustgeschichte in „einem ,Teufelskreis’ des Niedergangs“.

Auch Werner Bätzing in „Das Landleben“ stützt dies. Freizeitangebote zu stärken kann ein Grund sein, um einen Zuzug einer jüngeren Generation ins Dorf positiv zu unterstützen. Anstatt den Status Quo zu verwalten, heißt es, Zukunft aktiv und mutig zu gestalten. Daniel Goeudevert schreibt: „Die schönste Konstante im Leben, […], ist Veränderung. Warum wir stets dagegen aufbegehren und Leuten vertrauen, die Kontinuität oder gar Restauration predigen, ist mir ein Rätsel.“

Anstatt einseitig die destruktiven Erwartungen wie bisher zu stärken, wäre konstruktiv das Vorhaben LSK-Stadion zu begleiten. Es kann einen Aufbruch (wie bei Kafka) bedeuten und im Sinne aller sein.