Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Während die vielen Freunde des Lüneburger SK Hansa noch immer vom mitreißenden 5:3 gegen den SSV Jeddeloh schwärmen, richtet LSK-Teamchef Rainer Zobel den Blick gleich wieder nach vorn. Denn schon am kommenden Mittwoch tritt sein Regionalliga-Team um 19 Uhr bei Altona 93 an.
Gegen Jeddeloh hatte sich der LSK zeitweise in einen Rausch gespielt. Schon nach 22 Minuten stand es 4:0. Auch danach zeigte die Mannschaft berauschenden Fußball. Flüssige, sichere Kombinationen, kreatives Passspiel, beherzte Sololäufe, mutige Dribblings, Coolness vor dem Tor – wann hat man den LSK in den vergangenen Jahren so spielen sehen?
Der Abwehrblock stand nach den Wacklern in Drochtersen wieder felsenfest. Und vorne wirbelten die jungen Wilden vom LSK, dass es eine Freude war!
Zobel: “Wir haben den niedrigsten Saisonetat”
Großen Anteil daran hat sicher die kluge Transferpolitik der vergangenen Monate. Der LSK hat sich nicht auf unerfüllbare Forderungen einzelner Spieler eingelassen, sondern geduldig nach bezahlbaren Verstärkungen gesucht. “Wir haben wohl den niedrigsten Saisonetat aller Regionalligisten in Deutschland”, sagt LSK-Teamchef Zobel. Aber was er und Trainer Qendrim Xhafolli aus diesem schmalen Budget machen, ist schon bemerkenswert.
Von den bisher acht Neuzugängen haben sich vier als Volltreffer erwiesen: Spielmacher Thorben Deters (schon fünf Saisontore!), Linksverteidiger Fabian Istefo (zwei Tore), der vom Flügelspieler zum Stürmer umfunktionierte Jonas Seidel (drei Tore) und Mittelfeldspieler Can Düzel (ein Tor). Die Neuen erzielten alle elf Tore des LSK!
Und mit Alessandro Dente, Kristijan Augustinovic, Braima Baldé und Martin Schauer scharren weitere junge Neuzugänge mit den Stollen. Wobei Schauer in Sachen Griffigkeit und Zweikampfhärte schon noch einen Zahn zulegen muss – das konnte man nach seiner Einwechslung gegen Jeddeloh deutlich sehen. Aber auch er ist ja erst 19 Jahre alt.
Drei Gegentore – da war Ole gar nicht mehr nett
Bei aller Begeisterung für den Sturmlauf des LSK gab es einen Wermutstropfen, als in der Schlussviertelstunde aus dem 5:0 noch ein 5:3 wurde. Es ehrt Teamchef Zobel, dass er die Gegentore auf seine Kappe nahm (er hatte dreimal gewechselt). Doch da standen immer noch acht Stammspieler und drei Eingewechselte mit Startelf-Ambitionen auf dem Platz. So war wenig verwunderlich, dass Führungsspieler Ole Springer nach dem Abpfiff eskalierte. Der Torwart konnte sich kaum beruhigen. Und er hatte recht. In der Schlussphase lockerte der LSK die Zügel allzu sehr, da war’s vorbei mit der hochkonzentrierten, unerbittlichen und klugen Abwehrarbeit der ersten 75 Minuten.
Was aber Mut macht: Die neue LSK-Mannschaft ist intelligent und demütig genug, aus diesem Fehler zu lernen. Die Trainer sind es allemal. Gegen Altona 93 soll ihnen das nicht noch mal passieren! Obwohl, mit einem entspannten 5:3 auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn könnten wir leben …