“Es war mein Traum, beim LSK zu spielen”
“Als Kind war es immer mein Traum, beim LSK zu spielen – aber dazu hat es leider nicht gereicht”, erzählt Dr. Bernd Althusmann. Dafür hat es bei ihm zum niedersächsischen Wirtschaftsminister, stellvertretenden Ministerpräsidenten und CDU-Landesvorsitzenden gereicht – auch keine schlechte Karriere. Der Spitzenpolitiker war am gestrigen Mittwoch zu Besuch beim Lüneburger SK Hansa. Mit ihm kam der künftige Lüneburger Landrat Jens Böther, der sein Amt am 1. November antritt. Die beiden CDU-Männer haben sich über die Probleme des LSK informiert.
Schon vor Wochen hatte LSK-Vizepräsident Alexander Diercks das Treffen organisiert. Althusmann hatte um Diskretion im Vorfeld gebeten. Daran hielt sich der LSK. Man hatte sich in der Lüneburger Wichernstraße bei lowcotel, dem Unternehmen von Diercks und Sitz der LSK-Geschäftsstelle, verabredet.
Gutgelaunt begrüßte Althusmann kurz nach seiner Ankunft den künftigen Landrat des Landkreises Lüneburg und Parteifreund Jens Böther sowie Gastgeber Alexander Diercks. Am 90-minütigen Gespräch nahmen außerdem LSK-Vorstand Martin Wilke, LSK-Teamchef Rainer Zobel sowie Jürgen Poersch und Virginia Wewerka aus dem LSK-Medienteam teil.
Zur Einstimmung gab’s nicht nur einen leckeren Imbiss (selbst zubereitet von Firmenchefin Steffi Diercks und deren Mutter), sondern auch eine Powerpoint-Präsentation: Bilder und Schlagzeilen aus 118 Jahren LSK in Lüneburg – mit der Frage “Aber wie lange noch …?” Denn der LSK ist seit 2014 heimatlos, gastierte erst in Bardowick, dann beim VfL Lüneburg, jetzt in Neetze.
Althusmann: “Der LSK gehört in die Stadt!”
“Die Umzugsarie des LSK ist mehr als misslich”, zeigte sich Althusmann bestens informiert über die Probleme des Vereins. Und der Minister bezog klar Stellung: “Für ein Oberzentrum wie Lüneburg ist ein modernes Fußball-Stadion schon sehr wünschenswert. Neetze kann für den LSK keine langfristige Lösung sein. Der LSK gehört in die Stadt Lüneburg – mit möglichst einem eigenen Stadion! Alles andere macht eigentlich wenig Sinn.”
Da war er sich mit LSK-Teamchef Zobel einig, der zu bedenken gab: “Lüneburg ist meines Wissens die einzige Stadt dieser Größenordnung in Deutschland, die kein Stadion hat. Und der LSK ist der einzige Regionalliga-Verein, der kein eigenes Stadion hat.”
Übrigens nicht die einzige Übereinstimmung zwischen Althusmann und Zobel. Sie entdeckten im Gespräch, dass sie beide Pfarrerssöhne sind. Althusmann freute sich über die Begegnung mit Zobel: “Als Sie 1976 von Bayern München nach Lüneburg kamen, wurde ich zehn Jahre alt. Wir waren oft beim LSK, auch bei Auswärtsspielen.”
Der Minister und der Teamchef entdeckten noch weitere Gemeinsamkeiten, nämlich ihre afrikanische Vergangenheit: Althusmann war von 2013 bis 2016 Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Namibia und Angola. Zobel trainierte von 1997 bis 2000 den ägyptischen Verein Al Ahly Kairo und von 2009 bis 2010 die Maroka Swallows im südafrikanischen Johannesburg, Kurzum: Man verstand sich bestens.
“Seit 2014 sind wir keinen Schritt vorangekommen”
Althusmann und Böther hörten aufmerksam zu, als Zobel, Diercks und Wilke ihnen die prekäre Lage des LSK schilderten: “Seit 2014 nach dem Verlust unserer Heimat in Wilschenbruch sind wir in der Stadionfrage keinen Schritt vorangekommen”, berichtete Diercks, “wir haben eine Investorengruppe, die bereitsteht, den Stadionbau zu finanzieren. Aber die Investoren wollen nicht weit außerhalb der Stadt bauen. Oberbürgermeister Ulrich Mädge sagt uns allerdings, dass es keine Flächen im Stadtgebiet gebe.” Dabei sehe der LSK durchaus geeignete Areale, zum Beispiel am Bilmer Berg, auf dem Flugplatz, am Kreideberg zwischen Lüneburg und Vögelsen oder unweit des Waldfriedhofes. “Doch immer hat Herr Mädge Einwände”, beklagte Diercks.
Althusmann sicherte zu, dass er ein Gespräch mit Mädge führen wolle. Man kennt sich bestens aus zwölf gemeinsamen Jahren im Lüneburger Rat. “Wir beide haben ein gutes Verhältnis”, sagte der CDU-Politiker über den Sozialdemokraten.
Dass der pragmatische Althusmann vermitteln kann, hat er mehrfach bewiesen. So im Herbst 2017. Damals nach der Bundestagswahl wurden die endlosen Koalitionsverhandlungen in Berlin zur Posse. Doch Bernd Althusmann und Stephan Weil zeigten den Bundespolitikern, wie es geht: Nach der Landtagswahl schmiedeten sie innerhalb von Tagen in Niedersachsen eine Große Koalition zwischen CDU und SPD, die bis heute hält.
Zobel: “Heißt das, der LSK muss absteigen?”
Zurück zum LSK. Der Wirtschaftsminister sprach auch über die Finanzierung eines Stadions: “Es gibt ein 100-Millionen-Euro-Förderprogramm des niedersächsischen Innenministeriums für den Neubau, den Umbau und die Sanierung von Sportstätten.” Dann kam der Wermutstropfen: “Allerdings nicht für Vereine in der Regionalliga und höher.”
Rainer Zobel fragte verwundert nach: “Heißt das, der LSK muss in die Oberliga absteigen, um an diese Fördermittel zu kommen?” Althusmann antwortete: ” Die Förderrichtlinie zieht den Spitzensport vor die Klammer, aber ich werde hier noch einmal bei meinem Kollegen Innenminister nachhaken.“
Der Minister gab dem LSK konkrete Ratschläge zur Finanzierung und zu den Möglichkeiten politischer Einflussnahme. Doch diese Details aus dem Gespräch sollen vertraulich bleiben.
Neben Althusmann sicherte auch der künftige Landrat Jens Böther dem LSK Unterstützung zu. Das könnte vor allem dann wichtig werden, wenn der LSK eine Fläche findet, die zwar stadtnah, aber auf dem Gebiet einer anderen Gemeinde im Landkreis liegt.
Bernd Althusmann bekräftigte: “Wenn ein Wille da ist, dann findet man vielleicht doch noch eine geeignete Fläche für den LSK in Lüneburg. Hier aber liegt die Entscheidung beim Rat der Stadt. Ich wünschte mir schon, dass der Verein bald wieder eine Heimat in seiner Stadt findet.”