Wenn der LSK am kommenden Samstag um 16.30 Uhr auf dem Fischerhof gegen Hannover 96 spielt, dann kehrt auch Uelzens bester Fußballer aller Zeiten zurück in seine Heimatstadt. LSK-Trainer Rainer Zobel zog einst von hier hinaus in die große Fußballwelt, gewann mit Bayern München dreimal den Europapokal der Landesmeister, wurde Trainer in der Bundesliga und vielen Ländern dieser Welt.
Zobel spielte für SC Uelzen, Hannover 96 und den LSK
Zobel war nicht nur Spieler beim LSK. Er kickte auch als Profi beim Gegner Hannover 96. Und er spielte früher zehn Jahre beim heutigen Gastgeber SC Uelzen auf dem Fischerhof.
Anlass genug, mit Rainer Zobel auf eine Reise in die Vergangenheit zu gehen. Geboren wurde er 1948 im Nachbardorf Wrestedt. Die Familie zog nach Uelzen. Der kleine Rainer wollte unbedingt Fußball spielen. Die Eltern verboten es. “Da habe ich mich mit der Unterschrift meiner Oma beim TSV Wrestedt/Stederdorf angemeldet”, erinnert sich Zobel, “als Neunjähriger habe ich schon heimlich in der C-Jugend mitgespielt. Wir hatten eine gute Mannschaft. So gut, dass wir Kreismeister wurden.” Das war allerdings gar nicht gut. Denn in der Allgemeinen Zeitung erschien ein Foto mit der Meistermannschaft. Das sah Vater Zobel. “Er ist völlig ausgerastet, meine Mutter konnte ihn nur mühsam beruhigen”, erzählt Zobel.
Doch die Geschichte nahm ein friedliches Ende: “Mein Vater hat gesagt, wenn der Junge schon Fußball spielen muss, dann kann er das auch hier in Uelzen machen. Wir wohnten in der Kasernenstraße, nur 300 Meter vom Musterplatz entfernt. So bin ich bei Teutonia in der D-Jugend gelandet.”
Doch Klein-Rainer bliebt nicht lang bei den Teutonen. “Ich kam aufs Gymnasium zur Herzog-Ernst-Schule. Dort ging es sehr streng zu. Unsere Sportlehrer mochten keinen Fußball. Aber alle meine Freunde spielten beim SC Uelzen.” Ab 1958 auch Zobel. “Wir hatten eine starke B- und später A-Jugend, haben um die Niedersachsen-Meisterschaft mitgespielt.” Ruprecht Springer (Vater von LSK-Torwart Ole Springer), Charly Gneis, Ecki Böttcher, Pelle Wellmann, Udo Schmidt und Dieter Bittner waren Zobels Mitspieler aus jenen Tagen.
Zuviel Disco, da schmiss SC den Jungstar raus
Beim SC Uelzen wurde Rainer Zobel Jugend-Nationalspieler, später gehörte er zur Olympia-Auswahl. Schon mit 17 Jahren spielte das “Wunderkind” in der 1. Herrenmannschaft von SC. Das Kuriose: In dieser Zeit wurde er in die 2. Mannschaft strafversetzt: “Meinem Trainer gefiel es nicht, dass ich immer mit meiner Freundin in der Uelzener Disco Tenne rumhing.” Also spielte Zobel fortan mit SC II in der Kreisliga.
Doch er blieb im Kader der deutschen Olympia-Auswahl. Deren Trainer war damals ein gewisser Udo Lattek. Zobel muss grinsen, wenn er daran zurückdenkt: “Lattek hat mich gefragt, wie es angehen könne, dass ich bei den Lehrgängen in den ersten vier Tagen immer so schlecht und danach richtig gut drauf war. Er verstand das nicht. Da habe ich ihm erzählt, dass ich nur noch in der Kreisliga kicke und sowieso mit dem Fußball aufhören wolle.”
Lattek lotste Zobel erst zu 96, dann zum FC Bayern
Doch davon wollte Lattek nichts hören. “Das kommt gar nicht in Frage, Du spielst weiter!”, befahl er dem fußballmüden Zobel. Lattek nahm die Sache in die Hand, bot Zobel bei Hannover 96 an. “Aber die wollten mich erst gar nicht haben. Und ich wollte auch nicht. Warum 96, habe ich Lattek gefragt.” Antwort des Trainers: “Weil bei Hannover von 22 Leuten zwölf Blinde spielen. Da hast Du den elften Platz sicher.” Zobel spurte, wechselte 1968 an die Leine. Und Lattek behielt recht: Bis 1970 machte Zobel in Hannover 66 von 68 Bundesliga-Spielen mit, schoss vier Tore. “Ich habe damals 1200 Mark im Monat verdient, das war vom DFB festgeschrieben”, verrät Zobel, “dazu gab’s Siegprämien, sodass ich auf etwa 2500 Euro kam – brutto.”
Und dann hatte er noch einmal großes Glück. Udo Lattek wurde Trainer bei Bayern München und holte den Mittelfeldspieler 1970 ins Star-Ensemble um Beckenbauer, Maier, Müller, Breitner und Hoeneß.
96-Trainer Johannsen sprach nie mehr mit Zobel
Dabei verlief der Wechsel kurios: “Ich wollte eigentlich gerne bei 96 bleiben, weil ich mir einen Stammplatz erkämpft hatte. Doch dann kam Trainer Helmut Johannsen, der mit Eintracht Braunschweig Deutscher Meister geworden war. Er wollte mich behalten, sagte aber, ich müsse weiter für 1200 Mark im Monat spielen. Wenn ich nicht wolle, stehe schon der nächste Spieler draußen vor der Tür. Das war Hanjo Weller.”
Zobel fragte den ebenfalls anwesenden 96-Präsidenten Alfred Strothe, ob er kurz nebenan im Geschäftszimmer telefonieren dürfe. Er rief Bayern-Manager Robert Schwan an: “Ich komme.” Dann ging er zurück zu Johannsen und sagte: “Sie können den Spieler reinholen, der draußen vor der Tür steht.” Johannsen war verblüfft: “Was haben Sie vor?” Zobel teilte mit: “Ich gehe zu Bayern München.” Danach hat Johannsen – bis zu seinem Tod – nie mehr mit Zobel gesprochen.
Auch bei Bayern München wurde Rainer Zobel im defensiven Mittelfeld zum Stammspieler. Bei den Bayern stieg sein Gehalt sprunghaft: “Ich habe gegenüber Hannover 96 das Zehnfache verdient, 12.000 Mark im Monat”, erinnert sich Zobel. Er machte 180 Spiele für die Bayern, schoss 19 Tore, wurde Deutscher Meister, Pokalsieger und Europokalgewinner.
Doch 1976 gab es Zoff bei den Bayern: “Präsident Neudecker legte uns neue Verträge vor, nach denen es erst richtig Geld gab, wenn man 25 Spiele pro Saison mitgemacht hatte. Da hätten sie uns nach dem 24. Spiel wahrscheinlich nicht mehr eingesetzt, um zu sparen. Das haben Jonny Hansen und ich abgelehnt.” Die Zeichen standen auf Trennung.
Für den HSV war Zobel zu teuer, da ging er zum LSK
Da meldete sich der HSV. Zobel verhandelte mit dem schillernden Präsidenten Peter Krohn. “Doch es scheiterte an der Ablöse. Die errechnete sich damals aus dem letzten und künftigen Jahresgehalt, multipliziert mit dem hohen FC-Bayern-Faktor. Dabei kamen zwei Millionen Mark raus. Damit wäre ich der teuerste Spieler der Bundesliga gewesen. Das konnte sich der HSV nicht leisten.”
Zum Glück für den Lüneburger SK. Zobel wollte seinerzeit unbedingt Jura in Hamburg studieren, denn mit den damaligen Bundesliga-Gehältern hatten Profis nicht lebenslang ausgesorgt, auch wenn sie beim FC Bayern gespielt hatten. “Dann riefen mich LSK-Präsident Gerd Meyer-Eggers und Vorstandsmitglied Dietrich Conrad an.” In Hamburg studieren und nebenan in Lüneburg kicken – das passte. Damit begann die goldene Ära des Lüneburger Fußballs. Der Wechsel war eine Sensation, denn Zobel war mit 27 Jahren im besten Fußballer-Alter. Die Massen strömten ins LSK-Stadion Wilschenbruch.
Die Bayern wollten Zobel vom LSK zurückkaufen
Dabei wäre der Wechsel um ein Haar gescheitert. “Mein erstes Spiel mit dem LSK habe ich in Bodenteich gemacht. Es war von Sonntag auf Samstag vorverlegt worden. LSK-Vorständler Erhard Stelter holte mich vom Flughafen in Hannover ab. Wir kamen kurz vorm Anpfiff in Bodenteich an. Am selben Tag haben die Bayern zuhause 0:7 gegen Schalke verloren. Da wollten sie mich zurückholen. Sie haben dem LSK viel Geld geboten. Doch es ging nicht mehr, weil ich ein Spiel als Amateur absolviert hatte. Wäre die Partie nicht um einen Tag vorverlegt worden, hätte ich weiter beim FC Bayern gespielt.”
So aber stieg Zobel mit dem LSK bis in die 3. Liga auf. Im Jahr 1982 wechselte er auf die Trainerbank. Zunächst bei Teutonia Uelzen, von 1985 bis 1987 beim LSK, danach bei Eintracht Braunschweig, den Stuttgarter Kickers, beim 1. FC Kaiserslautern und 1. FC Nürnberg. Anschließend ging’s hinaus in die weite Fußballwelt – bis nach Ägypten, wo er mit Al Ahly Kairo dreimal Meister wurde, in die Arabischen Emirate, in den Iran, nach Georgien, Südafrika und Moldawien.
Der LSK – Zobels “letzte große Aufgabe”
Jetzt ist Zobel wieder da in seiner alten Heimat. Ende 2017 sprang er beim LSK für den erkrankten Achim Otte ein. Die Mission LSK bezeichnet er als seine “letzte große Aufgabe”. Der Trainer will mithelfen, dass der Regionalligist unter schwierigsten Bedingungen die Klasse hält, dass er nach dem Verlust der Heimat Wilschenbruch ein neues Trainingsgelände mit Klubhaus in der Lüneburger Goseburg bekommt und dass ein regionalligataugliches Stadion in Lüneburg gebaut wird. Dazu kann Zobel mit seiner Prominenz, seiner Erfahrung, seinem bescheidenen, aber bestimmten Auftreten viel beitragen. Er ist noch einmal zu einem Glücksfall für den Lüneburger Fußball geworden.
Und heute bringt Rainer Zobel sie am Fischerhof alle zusammen: seinen LSK, seinen Jugendverein SC und seinen Ex-Klub Hannover 96 – in seiner Heimatstadt Uelzen.
Hier gibt’s Tickets für den Hit LSK – 96
Vorverkauf in Lüneburg: Tickets für den Hit LSK gegen Hannover 96 gibt es in der LSK-Geschäfttsstelle (Wichernstraße 34). Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag, 15 bis 17 Uhr.
Vorverkauf in Uelzen: Bei der VGH-Versicherung Timo Kairies (Dieterichsstraße 3), im Mölders Baucentrum (Am Funkturm 23), im Restaurant “Alcatraz” (Mühlenstraße 9a) und im Restaurant “Dalmacija” (Veersser Straße 77).
Tageskasse: Außerdem gibt es Karten am Spieltag auf dem Uelzener Fischerhof. Die Kassen sind am Samstag, 29. Juni, ab 14 Uhr geöffnet.
Eintrittspreise: Erwachsene zahlen 10 Euro, Jugendliche von 10 bis 17 Jahren 6 Euro.