Das Ende einer Ära: Fußball-Regionalligist Lüneburger SK Hansa und Teamchef Rainer Zobel haben sich darauf geeinigt, ihre Zusammenarbeit zum Saisonende nach viereinhalb Jahren zu beenden.
„Die Trennung erfolgt einvernehmlich“, sagt LSK-Präsident Sebastian Becker, „wir danken Rainer Zobel für alles, was er für den LSK getan hat. Er hat sich als Spieler, Trainer und Teamchef große Verdienste um unseren Verein erworben.“
„Rainer hat sich große Verdienste erworben“
Blick zurück: Zobel war 1976 vom FC Bayern München als Spieler zum LSK gewechselt. Das war damals eine Sensation, denn er hatte gerade an der Seite von Beckenbauer, Maier, Breitner, Hoeneß und Müller dreimal hintereinander (1974–1976) den Europapokal der Landesmeister gewonnen, war erst 28 Jahre alt.
Mit Rainer Zobel erlebte der LSK goldene Zeiten, stieg in die 3. Liga auf, lockte Tausende Zuschauer zu den Heimspielen in Wilschenbruch. 1982 beendete er seine spektakuläre Laufbahn.
Im Winter 1985 kehrte Zobel zurück nach Wilschenbruch, diesmal als Trainer. Er löste Horst Blankenburg ab und schaffte mit dem LSK zweimal den Klassenerhalt. 1987 wechselte er zu Eintracht Braunschweig, trainierte später die Bundesligisten Stuttgarter Kickers, 1. FC Kaiserslautern und 1. FC Nürnberg. Danach ging es hinaus in die Welt, Zobel war u. a. Coach in Ägypten, Südafrika, Arabien, Georgien und im Iran. Was für ein Fußball-Leben!
Ein Glücksfall für den LSK
Im Dezember 2017 die zweite Rückkehr zu seiner alten Liebe LSK. Trainer Achim Otte musste damals aus gesundheitlichen Gründen aufhören. Zobel wurde gefragt, sprang ein und schaffte es, den LSK unter schwierigsten Bedingungen bis heute in der 4. Liga zu halten. „Der LSK in der Regionalliga, das ist eigentlich ein kleines Wunder“, sagt er – zurecht.
Nicht nur mit seinen außergewöhnlichen Erfolgen als Spieler und Trainer, sondern auch mit seiner sympathischen Art hat Rainer Zobel viele Freunde in Lüneburg gewonnen. Beim LSK hat er längst Legenden-Status. Übrigens auch beim FC Bayern München, wo er zum erlesenen Kreis der „FC Bayern Legends“ zählt. Im Vorjahr erschien ein Buch mit dem Titel „Zobel – ein Glückskind des Fußballs“. Für den LSK war und ist Rainer Zobel ein Glücksfall.
Nun also die Ankündigung des Rückzugs. Zobel hat die Regionalliga-Mannschaft am Mittwoch informiert. Überraschte Gesichter. „Ich habe mich schon seit einiger Zeit mit dem Gedanken ans Aufhören beschäftigt“, sagt der Teamchef, „denn ich werde in diesem Jahr 74 Jahre alt, und die ständigen Fahrten von meinem Wohnort Braunschweig nach Lüneburg werden doch immer anstrengender. Im Januar habe ich mich daher mit unserem Vorstand darauf verständigt, dass ich im Sommer aufhöre.“
Zobel kehrt zum FC Wenden zurück
Der Abschied vom LSK bedeutet aber nicht, dass Zobel dem Fußball verloren geht: „Ich werde in der kommenden Saison zum Bezirksligisten FC Wenden zurückkehren und dort als Teamchef einen jungen Trainer unterstützen und fördern, so wie ich es beim LSK mit Qendrim Xhafolli ja auch schon getan habe“, sagte der Teamchef gestern beim Training in der Goseburg. Den FC Wenden nahe Braunschweig hatte Zobel bereits vor seiner LSK-Zeit trainiert. Beim kleinen Klub im 4000-Einwohner-Dorf ist die Freude über das Comeback des renommierten Trainers riesig.
Cheftrainer Xhafolli hat Vertrag bis 2023
Wie geht es beim LSK weiter? Cheftrainer Qendrim Xhafolli hat noch einen Vertrag bis 30. Juni 2023. Der Uelzener, der vorigen Sonntag zum zweiten Mal Vater geworden ist, hatte bereits im vergangenen Jahr die wesentlichen Aufgaben als Chefcoach übernommen. „Wir wollen nun in den kommenden Monaten alle Kräfte im Verein für den Klassenerhalt in der Regionalliga Nord bündeln und dieses Ziel alle gemeinsam erreichen“, sagt LSK-Präsident Sebastian Becker.
Fest steht auf jeden Fall, dass das Trainerduo Zobel/Xhafolli nach dem 14. Mai 2022 Geschichte sein wird. An jenem Samstag soll der letzte Spieltag der Regionalliga-Abstiegsrunde steigen. Bis dahin wartet auf die beiden Freunde die letzte gemeinsame Herausforderung. Sie werden noch einmal alles geben, damit der LSK Regionalligist bleibt.
Morgen Test beim VfB Lübeck
Schon am morgigen Samstag geht’s für Zobel und Xhafolli zum nächsten Testspiel. Um 15 Uhr tritt der LSK beim Regionalligisten VfB Lübeck an. „Das Spiel findet im Stadion an der Lohmühle statt“, sagt VfB-Pressesprecher Christian Jessen, „maximal 500 Zuschauer sind zugelassen, alle auf Sitzplätzen auf der Haupttribüne. Am Einlass gilt die 2G-Regel, bitte auch den Personalausweis mitbringen. Im Stadion müssen Abstände eingehalten werden und es gilt Maskenpflicht in allen öffentlich zugänglichen Bereichen, auch am eigenen Sitzplatz.“ Der Eintritt beträgt 8 Euro, für Jugendliche bis 16 Jahre 5 Euro. Eintrittskarten gibt es über den Online-Ticketshop und am Spieltag ab 14 Uhr an der Tageskasse.
Für den VfB ist es die Generalprobe für das Ortsderby gegen Phönix Lübeck. Es wird am Samstag, 12. Februar, um 13 Uhr auf der Lohmühle ausgetragen. Eigentlich hat Phönix Heimrecht, doch die Stadt Lübeck hat untersagt, das Spiel im Phönix-Stadion auszutragen, weil dort Umbauarbeiten laufen. Das sorgte in den vergangenen Tagen für Zoff und Schlagzeilen in Lübeck.
Totalumbruch beim VfB
Während dem LSK also im Sommer ein Umbruch bevorsteht, ist der VfB mittendrin. Und wie! Seit Oktober vorigen Jahres gibt es einen neuen Aufsichtsrat unter Führung des Unternehmers Thomas Rehder. Das Gremium tauschte im Dezember gleich den gesamten Vorstand aus, der jetzt von Rechtsanwalt Christian Schlichting geführt wird.
Der neue Vorstand wiederum verpflichtete Sebastian Harms als neuen Sportvorstand. Harms war zuvor 19 Jahre im Nachwuchs des HSV tätig, hatte am vorigen Dienstag seinen ersten Arbeitstag auf der Lohmühle.
Damit nicht genug: Donnerstag gab der VfB bekannt, dass Sportdirektor Rocco Leeser ab sofort freigestellt ist. Ob VfB-Trainer Lukas Pfeiffer (31), der früher beim TuS Reppenstedt, SV Gellersen und MTV Treubund Lüneburg spielte, über das Saisonende hinaus weitermachen darf, ist nicht entschieden.
Ziel des Totalumbruchs in Lübeck: Der VfB will zurück in die 3. Liga! Aber dann soll es kein einjähriges Gastspiel wie in der Saison 2020/2021 werden, sondern ein langfristiger Verbleib im Profifußball.
Aufsichtsratschef Rehder ist klar, dass es in dieser Übergangssaison noch nichts mit dem Aufstieg wird. Der VfB muss sogar bangen, dass er in die Abstiegsrunde abrutscht. Dazu würde der ambitionierte Ortsrivale Phönix mit dem neuen Trainer Oliver Zapel im Derby allzu gern beitragen. Phönix setzte zuletzt mit einem glatten 3:0-Testspiel-Sieg bei Atlas Delmenhorst ein Ausrufezeichen.
Es knistert also rund um die Lohmühle. Platzhirsch VfB will morgen gegen den LSK zeigen, dass er gerüstet ist fürs große Kräftemessen mit Emporkömmling Phönix. Für Rainer Zobel und Qendrim Xhafolli eine ideale Gelegenheit, um zu sehen, wo ihr Team nach drei Wochen Wintervorbereitung steht.