2:0! Großartiger LSK zieht ins Halbfinale ein! 

Was für ein Fußballfest! Was für ein Fight! Was für ein Comeback! Sechs Tage nach dem 0:5-Waterloo in Bersenbrück meldet sich der LSK zurück. Und wie! Unsere Jungs haben gestern Abend im Viertelfinale des Niedersachsenpokals 2:0 beim hochfavorisierten VfV Hildesheim gewonnen. Rund 900 Fans waren begeistert vom mitreißenden Match unter neuem Flutlicht – besonders die weit über hundert aus Lüneburg.

So jubelte der LSK mit seinen phantastischen Fans, die trotz Dauer-Regen permanent Dauer-Alarm veranstalteten. Foto: Charlotte Hoppe

„Ihr habt die Antwort auf dem Platz gegeben!“, brüllte ein überglücklicher Trainer Tarek Gibbah nach Abpfiff im Jubelkreis seiner Spieler. Das haben die Jungs gemacht – mit einer der besten LSK-Leistungen der vergangenen Jahre. 

Dabei begann es auf dem tollen Rasen (trotz Dauerregen) im wunderschönen Friedrich-Ebert-Stadion wenig verheißungsvoll für den LSK. Hildesheim machte von Beginn an mächtig Wirbel mit seinen pfeilschnellen Stürmern. Da schwante manchem Lüneburger Böses. „Ich dachte, wir gehen wieder unter wie in Bersenbrück“, fürchtete LSK-Fan Bernd Mayer.

Aber nicht an diesem Abend, nicht mit diesem LSK. Unseren Jungs stemmten sich mit Leidenschaft und Bissigkeit gegen die Angriffswogen. Sie setzten auch Konter: In der 6. Minute strich ein Halblinks-Schuss von Geburtstagskind Nico Hübner nur knapp am langen Pfosten vorbei. In der 12. Minute brach Marian Kunze rechts durch, knallte den Ball jedoch ans Außennetz.

Exner ganz exzellent!

Arne Exner zeigte bei seinem Saisondebüt eine Topleistung. Foto: Charlotte Hoppe

Hildesheim hatte aber die besseren Chancen. Doch der LSK hatte einen Arne Exner. Der Neuzugang stand erstmals nach Verletzung bei einem Pflichtspiel im LSK-Tor. „Er hat wirklich mega gehalten“, lobte LSK-Urfan Jörg Harder. Exner zeigte in der 25., 33. und 44. Minute phantastische Paraden, hielt die Null, gab dem Team mit seiner souveränen Art zudem viel Halt. LSK-Kapitän Kunze schwärmte: „Da kam ein Flatterball-Freistoß, die mit dem Wind immer länger wurde. Wie er den Ball noch gehalten hat, war unglaublich!“ Auch Coach Gibbah war angetan: „Arne hat ja lange nicht gespielt. Er hat das sehr gut gemacht – eine Superleistung!“ 

Wilson will das 1:0 unbedingt

Noch unglaublicher, was in der 17. Minute passierte: Hübner flankte von halbrechts, am zweiten Pfosten hechtete der wieder sehr starke Innenverteidiger Wilson Pinto Coelho mit der unbedingten Gier, die Gibbah gefordert hatte, in den Ball und und wuchtete ihn ins Netz. 1:0 für den LSK! Im LSK-Lager brachen alle Dämme. Die Hildesheimer waren erstmals bedient. 

„Support der LSK-Fans war großartig!“

Danach bekam der LSK das Spiel immer besser in den Griff. Da wurde gefightet, gerannt und gegrätscht. Die Defensive vor Exner mit Weishaupt, dem glücklicherweise genesenen Muhlack, Pinto Coelho, Hübner, Pauer und Perera zog den spielstarken Hildesheimern einen Zahn nach dem anderen. Auch auf den Rängen gaben die LSK-Fans alles. „Der Support war großartig! Unglaublich, wie die uns immer wieder nach vorne gepeitscht haben“, bedankte sich Gibbah beim ebenso treuen wie lauten Anhang.

So war das 1:0 zur Pause nicht unverdient. Der bis dahin gute Rechtsverteidiger Bo Weishaupt musste raus. „Er hat sich in der Halbzeit übergeben“, sagt Gibbah. Für ihn kam Mittelfeldmann William Monteiro, Außenbahner Kunze rückte nach hinten rechts – und zeigte dort, wo es bisher am meisten gebrannt hatte, eine überragende Leistung. Der Capitano stutzte den flinken linken Flügel des VFV.

Auch die anderen LSK-Spieler gewannen jetzt mehr und mehr Zweikämpfe. Die Angriffe der Hildesheimer wurden immer hilfloser und verzweifelter.  Und der LSK startete starke Gegenangriffe. Jona Prigge kam in der 56. Minute für Sturmkollege Malte Meyer, der sich als Solospitze in unzähligen Zweikämpfen aufgerieben hatte. Und dieser Prigge legte los wie die Feuerwehr, erarbeitete sich eine Chance nach der nächsten. In der 66. Minute scheiterte er nach Kunze-Flanke knapp am langen Pfosten, dann mit einem Schuss an VfV-Keeper Kökelsum, Dann legte er für Tjark Dörr vor, der hauchzart verpasste.

Das LSK-Mittelfeld mit Dominator Tomek Pauer, Dauerrenner Leon Perera und Zehner Paul Knacke, der sein bestes Spiel seit Knie-OP machte, bekam immer mehr Übergewicht. Perera tat die „Zurückversetzung“ von der 10 auf die 8 sichtbar gut. Da konnte er seine Stärken ausspielen, lieferte die imposanteste Vorstellung dieser Saison ab.

Prigge trifft – LSK eskaliert

Gut gemacht! Malte Meyer (l.) gratuliert seinem Torjägerkollegen Jona Prigge zum 2:0 und Halbfinale. Foto: Charlotte Hoppe

Dem VfV schwammen die Felle davon, aber immer noch stand es nur 1:0 für den LSK. Bis zur 87. Minute. Dann zog Jona Prigge in seiner unwiderstehlichen Art mal wieder auf und davon, kam nach einem Pass ganz knapp vor VfV-Keeper Kökelsum an den Ball, umspielte ihn und schob zum 2:0 ein.

Was dann geschah, muss man miterlebt haben. Tollhaus im LSK-Fanblock, Platzsturm der kompletten LSK-Bank – und ich habe seit dem WM-Siegtreffer von Mario Götze im Jahr 2014 nicht mehr so über ein Tor gejubelt wie über dieses erlösende 2:0.

Explosionen von Emotionen

Der LSK sammelte sich schnell wieder, warf sich den letzten Angriffen der Hildesheimer entgegen. Schiedsrichter Tim Otto zeigte acht Minuten Nachspielzeit an. Letzte Hoffnung beim VfV, doch die ersten Hildesheimer Zuschauer gingen schon. Sie sahen: Dieser LSK ist an diesem Tag nicht mehr zu überwinden. Sie behielten recht. Abpfiff – und Explosionen von Emotionen.

Unbeschreiblicher Jubel im Fanblock. Umarmungen und Glücksschreie auf dem Rasen. LSK-Fan Frank Güttler hatte Tränen in den Augen: „Das hier heute gehört für mich zu den Top 3 der letzten 12 Jahre!.“ 

„Ein Stück Geschichte geschrieben“

LSK-Trainer Tarek Gibbah war überglücklich nach dem Sieg, zu dem er mit seinem klugen Matchplan viel beigetragen hat. Hier herzt er Geburtstagskind Nico Hübner, der das 1:0 vorbereitete. Foto: Charlotte Hoppe

Es war in der Tat ein denkwürdiger Abend. Trainer Tarek Gibbah, der an diesem Abend ganz viel richtig gemacht hatte, sagte im Mannschaftskreis ergriffen: „Ihr habt heute ein Stück Geschichte geschrieben.“ Das spürten viele. Der LSK ist wieder da!

Ein glücklicher Gibbah resümierte: „Unser Matchplan ist heute von A bis Z aufgegangen. Hildesheim war bisher unser bester Gegner. Sie haben unglaubliche individuelle Klasse. Aber wir haben das als Team wegverteidigt. Nach der Pause haben wir kaum noch etwas zugelassen und hätten das Spiel sogar früher entscheiden können. Aber so ist alles gut.“

„Berlin! Berlin! Wir fahren nach Berlin!“ Startschuss zu einer Supersause, die später in der Kabine und in den Bussen weiterging. Foto: Charlotte Hoppe

In den Bussen ging es richtig ab

Indes schleppte der LSK-Vorstand mit Raphael Marquardt, Manni Nitschke und Heiko Kreis schon Bierkisten in die Kabine. Es wurde eine überschäumende Rückfahrt – sowohl im Mannschaftsbus als auch im Fanbus. „In der Kabine ging es richtig ab“, berichtet Gibbah, „und unser Bus musste auf der Rückfahrt mehrmals an Tankstellen für Nachschub anhalten.“ 

Nach dem Einzug ins Halbfinale immer wieder Gesänge: „Berlin! Berlin! Wir fahren nach Berlin!“ Erst weit nach Mitternacht trafen Pokalhelden und Fans wieder in Lüneburg ein – erschöpft, aber überglücklich. Und alle hatten das Gefühl: Heute haben wir einen ganz besonderen Abend erlebt.  

So spielte Halbfinalist LSK: Exner – Weishaupt (Monteiro, 69. Dörr), Muhlack, Pinto Coelho, Hübner – Pauer, Perera – Kunze, Knacke (83. Schmidt), Tappe (72. Ratzeburg) – Meyer (56. Prigge)

… viel mehr schöne Fotos und ein tolles Video gibt es auf den Facebook- und Instagram-Kanälen des LSK. Unbedingt anschauen!

Text: Jürgen Poersch
Fotos: Charlotte Hoppe